Der U18-WM-Blog *

aus Stockholm

* Der U18-WM-Blog schildert in losen Abständen Szenen und Begebenheiten rund um die U18-WM in Stockholm und gibt Einblick in das „Innenleben“ des Teams

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8.1.2011, von Daniel Monnin

Bye bye Berta …

Berta verabschiedet sich aus Schweden, hoch erhobenen Hauptes! Sie hat sich am Morgen danach im Spiegel betrachtet, sie hat ein leicht müdes Gesicht gesehen, aber in den Augen hat’s gefunkt. Ja, ich bin ein AUFSTEIGER, hat sie  lächelnd gesagt. Das gleiche Motto, mit dem sie keine 24 Stunden vorher ins Bett gegangen ist: „Morgen, gegen Japan, spielen wir um den Aufstieg!“

Berta hatte nach der Niederlage im zweiten Playout-Spiel gegen die Asiaten die Botschaft verstanden – morgen geht’s um den Aufstieg! Sie hat sich die Bilder von Piestany, die Glückshormone positiver und fröhlicher Momente verinnerlicht. So ist sie am andern Morgen auch aufgestanden, hat sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, hat das 30minütige Warten auf den Bus wie ein alter Profi weggesteckt, hat die (zu) kurze Zeit vor dem Spiel ruhig, besonnen und topmotiviert genutzt und ist mit dem Fokus „Heute steigen wir auf“ ins Spiel gegangen.

Berta hat gewonnen, Berta hat teilweise brilliert, Berta hat ihr Ziel erreicht – zusammen mit all den andern Bertas und ihrem Staff. Ende gut, alles gut? Ja und nein! Ja, weil Berta im entscheidenden Moment ihre positiven Moves ausgepackt hat, nein, weil Berta eben trotzdem noch Berta geblieben ist.

Berta hat sich vorgenommen, aus Fehlern zu lernen, Missgunst und Eifersucht aus ihrem Vokabular zu streichen, positiv(er) zu denken, sich coachen zu lassen, demütig zu sein, die eigenen Interessen dem TEAM unterzuordnen, die Zicke zu Hause zu lassen …

Denn sie will an der nächsten Top-Division-WM in 12 Monaten wieder dabei sein und mit den andern 19 „Flying Bertas“ für Furore sorgen ….

In diesem Sinne: Bye bye Berta, welcome back next year at the World’s!

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3.1.2011, von Daniel Monnin

Ein Dankeschön an die Fans

Gegen 30 Schweizerinnen und Schweizer sind nach Stockholm gereist und sorgen an den Spielen mit Kuhglocken, Fahnen und Transparenten für „Heimspiel-Atmosphäre“. Auch einige in Stockholm lebende Schweizer sind jeweils dabei, auch Frau Konsul Sonja Eichenberger und andere Botschafts-Mitglieder machten im Spiel gegen Kanada mächtig Stimmung. Die U18 möchte sich bei allen mitgereisten Eltern, Geschwistern und Freunden sowie allen andern Fans ganz herzlich für die Unterstützung bedanken.

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Wenn Statistiken lügen, Teil 2 ….

Statistiken gehören an einer Weltmeisterschaft längst zum „Inventar“ wie die Eröffnungszeremonie (die es in Schweden – zumindest in der „Schweizer Gruppe“ nicht gab …), die Best-Player-Wahl (die es in Schweden auch nicht gibt) oder das Tournament-All-Star-Team. Match-Statistiken (nachzulesen auf www.iihf.com) berichten über alles, Tore, Assists, Strafen, Schüsse etc. Sie dienen den Coaches mitunter auch als Hilfsmittel. Nicht zuletzt deshalb führt auch der Schweizer Staff über jeden Schuss, jedes Bully, alle Tore und Assist sowie die Plus-Minus-Bilanzen Buch. Vier Augen verfolgen das Spiel, der ganze Zahlenhaufen wird danach zu einem lesbaren Ganzen zusammengefasst.

Eigentlich nicht nötig, denn man kriegt ja alles schwarz auf weiss geliefert. Könnte man meinen …. Leider sind die Match-Statistiken einer Weltmeisterschaft allerdings unwürdig. Sie sind nicht nur fehlerhaft, sondern meist auch unvollständig. Ein kleiner Beweis? Bitteschön: Im ersten Drittel des Spieles Kanada – Schweiz bilanzierten die Hamburger essenden Chefstatistiker des lokalen OK eine Schussbilanz von 32:0 zugunsten der Kanadier – die vier „Schweizer Augen“ hatten ein leicht anderes Spiel gesehen und notierten 22:10 Schüsse zugunsten der Kanadier.

Womit wir wieder bei der „statistischen Kernaussage“ sind: Statistiken sind heiss geliebt, aber meistens (oder zumindest vielfach) halt eben doch nur eine Lüge (es sei denn, man habe die Gabe, sie richtig lesen zu können ….)

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31.12.2010, von Daniel Monnin

Dunkel von A bis Z

Morgens dunkel, mittags dunkel, abends dunkel – so sah bisher der typische TAG in Stockholm aus – dunkel von A bis Z. Nicht etwa auf das Team bezogen, sondern wir sprechen hier von einem meteorologischen „Dunkel“. Beim Frühstück ein leicht aufhellendes „Dunkel“, beim Transfer zum Training doch schon eine Spur heller, bei der Rückfahrt noch einmal eine Nuance helleres „Dunkel“, dann Mittagessen, Ausruhen, Freizeit und wieder Transfer in die Eishalle. Mittlerweile bereits wieder bei einem leicht dunklen „Dunkel“, Training, zurück ins Hotel – und es ist bereits wieder dunkle Nacht, obwohl die Uhr erst ca. auf 16.00 steht. Dunkel von A – Z, man gewöhnt sich daran ….

Nicht so der Silvester-Tag, beim frühmorgendlichen Footing waren die Strassenlaternen noch die einzige Helligkeit (neben dem natürlichen, funkensprühenden Lächeln in den Gesichtern der Spielerinnen). Doch dann, oh Wunder, rechtzeitig zum letzten Tag des Jahres, zeigte sich erstmals die Sonne und hellte Stockholm so „hell“ auf, wie man es aus der Heimat gewohnt ist. Ob der helle Schein und der blaue Himmel auch dem Team als „Erleuchtung“ diente, wird sich erst in den kommenden Tagen zeigen.

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31.12.2010, von Daniel Monnin

„Äs isch zum Chotze ….“

„Mir si ebe Froue, äs isch zum Chotze ….“ – diese kernige, entwaffnend ehrliche Aussage einer Spielerin trifft den Nagel auf den Kopf und widerspiegelt das (zwischenzeitliche) Innenleben des Teams in allen Facetten, fein, geradlinig und messerscharf. Es ist eine Momentaufnahme im Vorfeld eines Turnieres, das für 90 Prozent aller Spielerinnen neue Horizonte öffnen wird.

Erinnern Sie sich an Berta, die nette junge Spielerin aus dem WM-Blog von Piestany (Link)?  Sie ist ins Team zurückgekehrt, sie macht sich wieder breit, sie treibt ihr Unwesen und erlaubt sich so ziemlich alles, was in einer Mannschaft fehl am Platz ist. Sie mimt die Selbstdarstellerin, die Eigenbrötlerin, die Arrogante, die Unnahbare, die Verschlossene, die Unzufriedene. Irgendwie verständlich, denn Berta steht ja unter (Hoch-)Druck, so eine WM ist schliesslich nicht irgendein Turnier. Nur, Berta vergisst dabei, dass es eigentlich überhaupt nicht um SIE persönlich geht, sondern um die 20 BERTAS ALS GANZES, ALS EINHEIT.

„Mir si ebe Froue, äs isch zum Chotze ….“ – dieser Spruch voll fadengerader Ehrlichkeit könnte sich schnell einmal als Bankrott-Erklärung und als Standard-Ausrede entpuppen, wenn sich die Bertas nicht wieder einfinden. Und sich daran erinnern, dass die Show nicht „Einer wird gewinnen“ oder „DSDS“ heisst, sondern schlicht und einfach schnörkellose Arbeit ohne Glanz und Glamour gefragt ist und man manchmal halt auch zugunsten des Teams über den eigenen Schatten springen muss.

Manchmal – so haben wir ja nach der Kanterniederlage gegen die Jungs festgestellt – hilft die „Holzhammer-Methode“. Eine etwas subtilere Variante soll dem Bertra-Treiben Einhalt gebieten: Ein frühmorgendliches Footing auf verschneiten Strassen und Wegen in der Dunkelheit zur Eishalle (3 km), ein gemeinsames Runden-Drehen auf dem Aussen-Eisfeld und ein Jogging zurück ins Hotel zum Frühstück….

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28.12.2010, von Daniel Monnin

Statistische Spielereien oder wenn Statistiken lügen ….

Statistiken lassen sich bekanntlich drehen und wenden wie es einem gerade beliebt. Man kann mit Statistiken – wenn man sie so auslegt, wie man sie will – alles beweisen. Aber: Statistiken beweisen eigentlich gar nichts und mit Statistiken hat man noch kein einziges Spiel gewonnen. Trotzdem: Erlauben Sie mir einen Ausflug in die statistische Wunderwelt der U18-JN Frauen.

Die statistische Tatsache: Das U18-WM-Team 2011 hat durchschnittlich mehr Spiele bestritten (23,8 Spiele) als das WM-Team 2010 (21,5 Spiele) und dabei mehr Punkte gesammelt (14,36 Punkte pro Spielerin) als die erfolgreiche Mannschaft von Piestany (13,27 Punkte pro Spielerin). Die besten fünf Punktesammlerinnen des WM-Teams 2011 erreichen höhere Werte als die besten fünf Skorerinnen des WM-Teams 2010 (2011: Staenz 2,36 P; Isabel Waidacher 1,40 P; Stalder 1,36 P; Zollinger 0,76 P; Forster 0,61 P gegenüber 2010: Nina Waidacher 1,38 P; Sara Benz 1,28 P; Stalder 0,82 P; Raselli 0,69 P; Isabel Waidacher 0,55P).

Die (statistische) These: Das WM-Team 2011 ist erfahrener und treffsicherer als das WM-Team 2010.

Die realistische Beweisführung: NEIN. Die statistischen Werte in Ehren –welcher Spieler möchte nicht solche Skorerwerte ausweisen? -, aber das WM-Team 2011 ist relativ unerfahren, sehr jung und auch in Sachen „Körpermasse“ eines der kleinsten und leichtesten Teams.

Beweis Nummer 1: Im WM-Team 2011 stehen sieben Rookies, im WM-Team 2010 waren es gar zwei mehr. ABER: Nicht weniger als 11 Spielerinnen brachten die Erfahrung von mindestens einer Top-Division-WM mit, der Kern der Mannschaft um Laura und Sara Benz, Nina Waidacher und Evelina Raselli gar deren zwei. Im heutigen Team waren nur gerade drei Spielerinnen bei der letzten Top-Division-WM in Füssen (2009) dabei … und zwischen Division1 und Top-Division klafft nicht nur leistungsmässig ein riesiges Loch.

Beweis Nummer 2: Im Palmarès des WM-Teams 2011 stehen vier Kantersiege (9:0, 10:0, 10:1, 13:0) gegen Mannschaften aus der Division 1, die ihren Teil zu den hohen Skorerwerten beigetragen haben.

Die Quintessenz: Das WM-Team 2011 hat sich im Verlaufe der siebenmonatigen Vorbereitung auf die WM 2011 aus dem Schatten der überragenden Sturmlinie Nina Waidacher, Evelina Raselli und Sara Benz gespielt, seinen eigenen Stil weiterentwickelt, einiges an Erfahrung und vor allem auch Charakter dazu gewonnen und sich zu einer Einheit ohne Allüren gefunden … 

 

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