Grosses Interview zum Mountain Cup Februar 2009

mit dem Staff der A- und U15-Nationalmannschaft

Frauennati.ch traf sich im Vorfeld des Mountain Cup zu einem längeren Interview mit den Verantwortlichen der Nationalmannschaft, des Turniers und der U-15 Nationalmannschaft ,welche ihren ersten offiziellen Zusammenzug bestreitet.

Frauennati.ch: Sali mitenand, heute hat es fast keinen Platz im Interviewzimmer! Einen solch grossen Personenkreis haben wir noch nie um ein paar Sätze zum aktuellen Geschehen gebeten. Das kommt auch daher, dass wir ein eigenes Turnier-OK und den Staff einer neuen Nationalmannschaft  begrüssen dürfen. Läuft denn alles rund für den Mountain Cup?
Cordula Hächler, OK-Präsidentin (CH): Danke ja! Nach einigen Personalengpässen konnten wir die nötigen Plätze besetzen und haben nun ein kleines, aber überschaubares Helferteam. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren und dank der guten Kommunikation kommen wir gut voran.

Also etwas weniger Arbeit für dich Pipo. Was beschäftigt denn dich in der  Zwischenzeit?
Philipp Steiner, Delegationsleiter A-Nationalmannschaft (PS): Zuerst möchte ich gleich mal meinen Dank aussprechen an Cordula Hächler, welche die Fäden in der Hand hält und im Hintergrund einen Riesenjob macht!
Ebenfalls natürlich Ihren Helfern Armando Poleni und Pesche Marolf für die geleisteten Dienste.
Für mich ist dieses OK eine grosse Entlastung und ich könnte dies nur mit Nachtschichten abarbeiten wie ich dies letztes Jahr machen musste und da stösst Du irgendwann einfach an Deine Grenzen!!
Natürlich ist mir aber nicht langweilig (lacht), ich bin auch ohne die OK Aufgaben für den Mountain Cup bereits wieder zweigleisig am wirken.
Zum Einen ist da die Abhandlung vor allem finanztechnischer Natur der Zusammenzüge in Reinach und Chur vom Dezember und dem MLP Cup im Januar in Ravensburg.
Leider verfüge ich nicht über eine Kreditkarte des Verbandes und bezahle ab meinem Konto und rechne dann gegen Quittungen wieder mit dem Verband ab.
All diejenigen, welche schon mal im Mannschaftssport Reisen durchgeführt haben auch wenn es nur ein Wochenende war, wissen wovon ich spreche.
Wenn es dann natürlich über insgesamt 14 Tage geht, kommst Du mit einer Menge Quittungen nach Hause, welche Du dann fein säuberlich auf die entsprechenden Events zuweisen und auflisten musst….das dauert!
Zudem stehen bei mir im Wohnzimmer auch heute noch die Kisten mit Büro- und weiterem Material herum, welches ich jeweils an die Zusammenzüge mitzunehmen habe.
Diese sollte ich schon lange ausräumen sortieren und verbrauchtes Material wieder auffüllen, damit ich für den Mountain Cup gerüstet bin.
Leider hatte ich bis jetzt die Zeit dazu noch nicht und habe nur teilweise damit angefangen aber ich habe ja noch Zeit bis am 4.Februar!
Gleichzeitig aber bin ich natürlich auch schon daran die kommenden Termine zu organisieren und da steht im März das Wochenende 21. + 22.3.09 in Sursee an, wo ja bekanntlich das WM-Team bekanntgegeben wird.
Eine Woche später werden wir am 28.3. bereits nach Helsinki abfliegen und von dort aus mit einem Car die Weiterreise nach Kuortane bestreiten, wo wir unser WM Pre-Camp haben werden.
Da wir auch aus Kostengründen wieder diverses Material nach Finnland per Fracht senden werden, will auch dies sauber organisiert sein, damit wir dann am 28.3. bei unserer Ankunft über unser Material verfügen können.
Also eigentlich auch so mehr als genug zu tun und deshalb ist die Unterstützung unserer Helferinnen und Helfer um und mit Cordula sehr sehr wertvoll für uns alle!!

Aha, das ist ja erfreulich, dass der Nationalmannschaft breitere Unterstützung zuteil wird. Was wird die Nationalmannschaft diesen Helferinnen, Helfern und Fans am Mountain Cup zurückgeben? Wie seid ihr aufgestellt?
René Kammerer, Headcoach A-Nationalmannschaft (RK): Wir haben ein grösseres Kader in Romanshorn dabei. Alle, die in der Schweiz spielen, und sich für ein Aufgebot aufgedrängt haben. Zudem wie angekündigt etliche aus dem U-18 Kader. Weiter kommen noch einige Akteurinnen dazu, welche im Ausland engagiert sind. Alle Spielerinnen haben die Chance ihre Visitenkarte abzugeben. Zeigen, dass sie nach Hämeenlinna wollen, aber auch bereit sind, den Challenge für Vancouver 2010 aufzunehmen.
Wir gehen als Cup Verteidiger in das Turnier. Wir sind in jedem Spiel Favorit. Das Umfeld erwartet von uns, dass wir das Spiel machen. Diese Rolle ist eher neu, es ist an der Zeit, uns dieser zu stellen.
Nicht zuletzt wollen wir auch die Plattform nutzen, um gute Werbung für das Fraueneishockey in der Schweiz zu machen!

Aber reden wir doch mal von den Gegnern. Was lässt sich über sie sagen, zumal ja ein direkter WM-Gegner zu Gast sein wird?
Michael Fischer, Assistant Coach A-Nationalmannschaft (MF): Anstelle Japans ist neu Kasachstan mit von der Partie. Frankreich und Österreich hatten wir ja schon letztes Jahr hier. Österreich hat uns letztes Mal sensationell nach Penaltyschiessen geschlagen. Sie stehen eigentlich für einen Trend der Schwellenländer, wenn ich sie so betiteln darf. Nämlich die Länder, welche aufstrebend sind und mittlerweile eine starke Liga im Land haben (in diesem Fall die EWHL) und bei denen die besten Spielerinnen in einer ausländischen Topliga spielen. Das manifestiert sich auf dem Eis zumeist so, dass du einem sehr starken 1. Block gegenüber stehst, während die anderen Blocks je nach Gegner sich primär auf eine gefestigte Abwehr stützen. Heisst im Spiel, dass du einmal unter Druck stehst, tempomässig gefordert bist und dann wieder ein Minute das Spiel machen musst. Das ist sehr explizit und wir müssen uns darauf einstellen. Dieser Typus ist vor allem im internationalen Mittelfeld und zT auch weiter vorne verbreitet. Bei Österreich fällt der Block um Denise Altmann auf. Sie ist auch in Schweden wo sie spielt eine der Besten. Dafür ist aber Eva Schwärzler fraglich, die an einer Verletzung laboriert. Wir werden sehen ob sie teilnehmen kann.
Frankreich ist seit langer Zeit eine Div. I-Nation. Trotz eher absteigender Tendenz in der letzten Zeit darf man sie keineswegs unterschätzen. Ihr Programm baut auf Profitrainer und wöchigen Zusammenzügen pro Monat. Da sind wir weit weg. Ein kleiner Nachteil ist, dass sie eine schwache Liga mit grossen Distanzen haben. Da ist einmal Cergy und dann lange nichts mehr. Der Vorteil freilich ist dann aber, dass ein grosser Teil der Nationalmannschaft in Cergy spielt und die Automatismen drin hat. Wenn sie es schaffen, einen guten Nachwuchs aufzubauen in den Vereinen, werden sie bald wieder von ihren guten verbandsseitigen Strukturen profitieren. Es spricht für uns, dass einige der besten Spielerinnen aus Frankreich einmal in der Schweiz gespielt haben.
Schliesslich Kasachstan. Oder man kann auch sagen Aisulu Almaty, denn das Team aus der Hauptstadt ist gleichbedeutend mit der Nationalmannschaft. Wir werden gegen sie an der WM in Finnland spielen. Wir kennen sie aus dem letzten Jahr wo wir sie nach den Weihnachten dreimal gespielt haben. Sie trainieren auf profiähnlicher Basis, sind immer zusammen und verstehen sich blind. Typischer altsowjetischer Stil. Gnadenloser Drill und strikte Hierarchie. Wenn du nicht auf der Hut bist, dann überrollt dich ein Zug, wenn du ihnen Paroli bieten kannst, dann kann es auch für dich laufen. Sie haben ein sehr starkes Powerplay und ein aggressives Boxplay. Ihre besten Spielerinnen sind sicher Olga Potapova, Galina Shu oder auch Yelena Shtelmaister.

Was für Highlights bekommen denn die Zuschauerinnen und Zuschauer ausser dem Cup noch geboten in Romanshorn?
CH: Zu aller erst ist das erste Länderspiel der soeben neu zusammengestellten U-15 zu erwähnen. Sie unterzieht sich am Samstag ihrer Feuertaufe und trifft auf dem Eis auf die U-15 aus Österreich. Dann haben wir wieder unsere bewährten Fifty-Fifty-Tickets. Das sind Lösli, die zum Preis von Fr. 1.--/Stk gekauft werden können. Die Hälfte des Erlöses geht in die Gewinnausschüttung den der oder die glückliche GewinnerIn erhält. Nach dem Schlusspfiff des Spieles wird von einer Glücksfee aus dem Publikum eine Losnummer gezogen. Ausserdem werden wir am Samstag die Cool&Clean-Bar aufstellen und die Zuschauer über dieses Projekt von Swiss-Olympic aufklären.

Wenn wir gerade davon sprechen… Nick Heim, erster Head Coach einer Schweizer Frauen U15-Nationalmannschaft in der Geschichte. Wie kam es zu deiner Verpflichtung, was ist überhaupt die Idee hinter dieser Auswahl?
Nick Heim, Headcoach U15-Nati (NH): An der Sitzung der Fraueneishockey-Kommission (FEHK) im September brachte Michael Fischer das Thema erstmals auf den Tisch. Gute Idee dachte ich mir damals.
An der Sitzung im November in Zuchwil wurde das Thema aktuell und es war noch weit und breit keine Staff in Sicht. Die Diskussion wurde intensiver und irgendwann fragte mich Michi, ob ich das nicht machen wolle. Das musste ich mir natürlich zuerst mal überlegen und mit der Familie besprechen. Es ist ja nicht so, dass ich mit FEHK und Clubteam nicht genug zu tun hätte… Doch nach kurzer Überlegung war der Reiz der Aufgabe grösser, als die Bedenken in Sachen zeitlicher Belastung.
Die U15 in dieser Saison hat klar den Status eines Pilotprojekts. Nach den Spielen im Februar werden wir Bilanz ziehen. Ein wichtiger Aspekt: Den Girls schon in diesem Alter die Möglichkeit geben, eine internationale Karriere einzuschlagen und aufzeigen, was dazu alles notwendig ist. In Zukunft könnte die U15 ein Unterbau für die U18 bilden. Ein erster Konzeptvorschlag von Daniel Monnin liegt bereits auf dem Tisch.

Du bist ja kein Unbekannter, hast ja auch schon mal die A-Nati trainiert. Was verbindet dich denn mit dem Fraueneishockey, dass du jetzt wieder aktiv auftrittst?
NH: Seit meinem Weggang aus Sursee 2003, hielt sich mein Engagement fürs Fraueneishockey in engen Grenzen. Ein wenig Beratung bei der Gründung bei den Seetal Wildcats war noch das Wichtigste. Ich konzentrierte meine Trainertätigkeit wieder auf den Nachwuchs bei den Jungs. Das änderte sich im Februar 2007 als die Nati zu einem "Runden Tisch" einlud und mich Beat Müller und Adrian Struchen (Ligaleiter Frauen) zur Teilnahme überredeten. Aus diesem Anlass entstand dann die FEHK. Diese Kommission entwickelte sich in den letzten 2 Jahren zu einem wichtigen Instrument, um die Anliegen des Schweizer Fraueneishockeys intern und extern wirkungsvoll zu vertreten. Das neue Transferreglement, die Girls-League und die kommende Reduktion der LKA auf 6 Teams sind nur einige der vielen Themen die die FEHK erfolgreich bearbeitete. Die fruchtbare (nicht immer einfache…) Arbeit in der FEHK, sowie die super Arbeit, die in den letzten Jahren in der A-Nati und der U18 geleistet wird, sind Motivation genug, um mich wieder stärker im Fraueneishockey zu engagieren. Das war beileibe nicht immer so… Ich denke, wir waren noch nie so gut aufgestellt wie jetzt. Nur: Das ist auch notwendig, um international den Anschluss nicht zu verlieren! Da macht mir eigentlich nur der nach wie vor viel zu kleine Talentpool zu schaffen. 600-700 eishockeyspielende Frauen sind auf die Dauer viel zu wenig, um international in den Top-8 zu bleiben.

Die Gründung der U-15 kam just zum 20 jährigen Jubiläum der Frauen Nationalteams. Ein Zufall, PR, oder eine Notwendigkeit?
RK: Das es mit dem Jubiläum zusammentrifft, ist zufällig. Mit PR hat das nichts zu tun. Wir wollen die Augen nicht vor der Realität verschliessen. Die internationalen Programme anderer Nationen sind uns, wie schon mehrfach erwähnt, um Meilen voraus. Wir müssen und wollen ausloten, wie wir dem entgegen wirken können. Das bestehende Scouting System ist sehr Zeitintensiv. Zudem - was fataler ist -  kann es sein, dass wir das eine oder andere Talent nicht finden. Mit diesem Projekt wollen wir dort den Hebel ansetzen. Spielerinnen, die bei den Jungs spielen, in kleineren Vereinen. Die – leider – kaum wahrgenommen werden.
Wenn wir diese U15 Anlässe institutionalisieren können, wäre das ein möglicher Schritt. Wir glauben, dass sich Spielerinnen aus diesen Altersstufen bei uns melden werden, um an solchen Events dabei zu sein. Die Erfahrung in Chur hat das bereits bestätigt. Ziel wäre es, jeweils Ende Februar der U-18 Akteurinnen zu empfehlen, die sie schon im März in ihr Evaluations Kader integrieren können.
Es mag sein, dass die Top Nationen wie Kanada, USA, Schweden und Finnland noch keine solchen Auswahlen lanciert haben. Dies hat Gründe. Deren Try Out System basiert auf verschiedenen anderen Voraussetzungen, da können wir nur zum Teil mitreden.
Zudem, wenn wir nur die Wege beschreiten, die andere gehen, werden wir immer im Rückstand sein, wir müssen und wollen innovativ bleiben. Weiter hat es schon Gedanken gegeben, ob auf dieser Stufe (U15) in Europa was gemacht werden soll, weil die Gefahr offenkundig ist, dass die USA und Kanada dermassen überlegen werden, dass die Wettbewerbe schlicht nicht mehr spannend sind. Gerade die vergangene U18 WM hat diesen Trend leider bestätigt. Dieser Entwicklung ist für das internationale Fraueneishockey höchst alarmierend! Wir „kleineren“ müssen handeln!

Thomi, du bist Delegationsleiter der U-15. Erzähl doch kurz, was ihr so macht an jenem Wochenende im Februar…
Thomas Matter, Delegationsleiter U-15 Nationalmannschaft (TM): Am Samstag begrüssen wir die Mädchen um 10.30 im EZO und spielen dann um 13.00 Uhr gegen Österreich. Am Abend werden wir das A-Nati Spiel gegen Frankreich anschauen. Dazwischen ist noch Zeit für das eine oder andere Gespräch mit den Spielerinnen. Am Sonntag fahren wir dann nach Deutschland und spielen um 11.45 Uhr in Buchloe (bei Memmingen) gegen die U15 unserer nördlichen Nachbarn. Anschliessend ist schon wieder die Heimreise angesagt. Wir freuen uns sehr auf diese schöne Herausforderung!

Auch du hast schon eine Vergangenheit in den Landesauswahlen. Erzähl uns davon!
TM: Ich war von1998 bis 2007 in der Teamleitung der B-Nati und mit dem Aufbau der U18 tätig. In dieser Zeit habe ich unter anderem mit Trainern wie René Kammerer und Michael Fischer zusammengearbeitet.

Ihr habt ja die U-15 in Chur evaluiert. Dazu habt ihr die Spielerinnen über die Homepage gesucht. Hattet ihr viele Anmeldungen?
MF: Ich habe in einem ersten Schritt die Triage für die Anmeldungen übernommen. Wir haben aber nicht nur über die Homepage gesucht sondern auch Klubs und Spielerinnen direkt angeschrieben, dort wo wir Kontakte oder Listen hatten. Der Rücklauf war dann erfreulich gross, viele freuten sich über dieses Projekt oder standen zum ersten Mal im Kontakt mit den Nationalmannschaften. Das hatte leider zur Folge dass wir einige Anmeldungen zurückweisen mussten. Wir haben aber darauf geachtet, dass niemandem eine Chance verbaut wird. So sind alle betroffenen Spielerinnen vom Alter her auch nächstes Jahr noch U-15 berechtigt und können an einem nächsten Try Out wieder teilnehmen. Das ist natürlich abhängig wie es mit der U-15 weitergeht.
Insgesamt dürfen wir zufrieden sein. Wenn das Netzwerk greift, das sich jetzt auch unter den Spielerinnen aufbauen soll, dann werden wir in Zukunft aus dem Vollen schöpfen können.

Was sind eure Ziele mit der U-15 für die ersten beiden Länderspiele?
NH: Natürlich wollen wir beide Spiele gewinnen! Nur das wollen unsere Gegner auch (lacht).
Es wird entscheidend sein, wie schnell sich die jungen Girls auf die internationalen Bedingungen einstellen können. Stichworte: Spielen mit 3-4 Linien, hohe Intensität, lange Matchvorbereitung, Umstellung auf die Frauenregeln (die meisten Spielerinnen spielen mehrheitlich bei den Jungs). Dazu die Nervosität. Und das ganze ohne ein einziges gemeinsames Training! Das wird eine echte Herausforderung!

Wenn ich nun richtig rechne braucht es in Romanshorn am 7.2.09 6 Garderoben, es hat aber nur deren 4 frei. Wie löst ihr das?
CH: Ja, das wird mathematisch eine Herausforderung. Wir sind noch auf der Suche nach einer bestmöglichen Lösung, natürlich immer im Sinne der Mannschaften.

Gab es denn noch viele Sonderwünsche im Hinblick auf den Cup oder sind die anreisenden Teams wunschlos glücklich?
CH: Von Sonderwünschen kann gar keine Rede sein! Die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Verantwortlichen der Teams aus Kasachstan, Frankreich und Österreich klappt wirklich hervorragend. Ich glaube, es freuen sich alle, am Turnier teil nehmen zu können.

Wie sieht euer Tagesablauf aus, habt ihr viele Termine am Heimturnier?
RK: Zunächst bin ich wirklich dankbar und froh, dass wir die Unterstützung eines kleinen OK’s um Cordula haben. Diese nehmen uns ungemein viel Arbeit im Hintergrund ab.
So können wir uns um unsere Kernaufgabe kümmern. Unser Team, unsere Spielerinnen betreuen. Uns innerhalb des Staffs wieder einmal zusammen zu setzen.
Nebst den diversen Meetings, die so ein Tag mit sich bringt, stehen sicher wieder viele Gespräche mit Spielerinnen auf der Agenda. Weiter gilt es die Trainings und die Spiele vorzubereiten, resp. zu analysieren, allenfalls Medienvertreter empfangen. Weiter wollen wir ein Auge auf die WM in Finnland werfen, plus schon ein paar Themen zu Vancouver angehen.

Im Februar 2010 wird die Schweizer Mannschaft das Privileg haben, in Vancouver zu sein. Was ist mit dem Mountain Cup 2010, fällt er weg?
PS: Nein das wird er auf keinen Fall!! Wir werden unser Heimturnier weiterführen und zu einem Fixpunkt machen im Kalender, sowohl in unserem, wie auch in dem der teilnehmenden Nationen!
Das ist sehr wichtig, wissen wir doch wie schwierig es ist an Gegner für Länderspiele heranzukommen und wir brauchen unbedingt Länderspiele, damit wir das Team weiterbringen können. Nur mit Trainingscamps allein geht das nicht und die Nationen um uns herum geben Vollgas und organisieren sich untereinander und da wollen und müssen wir einfach auch Signale setzen und mitziehen!
Weil nun eben die Olympischen Spiele im Februar sein werden, haben wir uns entschieden den Mountain Cup im Dezember 2009 durchzuführen, genauer vom 17. – 20.12.2009.
Geplant ist auch ein „Christmas-Cup“ vom 28.12. – 31.12.2009, dort wollen wir 2 bis 3 andere Nationen einladen. Dort sind wir noch in der Grobplanung der Saison 2009/2010, welches natürlich auch bereits eine Phase unseres Wirkens ist.

Der MLP Nations Cup (im Januar 209 in Ravensburg) ist mittlerweile ein Turnier mit 6 Nationen. Wird der Mountain Cup auch ausgebaut?
MF: Ravensburg ist international eine Ausnahme. Während dem MLP oder früher dem Air Canada Cup sind bis zu 40 Volontäre in den verschiedensten Ressorts im Einsatz. Was die Logistik betrifft, so ist der MLP ein Unikat. Containergarderoben wie Essenszelte und Werbetafeln, alles wird eigens für en MLP Nations Cup herangefahren und auf- und wieder abgebaut. Da können wir zur Zeit nicht mithalten. Deshalb ist es nicht zu unterschätzen, wenn man auf 6 Nationen erhöhen würde. Auch schon dauert das Turnier dann länger und es bräuchte mehr finanzielle Mittel. Thema da ist der Namensverkauf des Cups. Dort haben wir noch keinen Interessenten gefunden. Und es braucht natürlich noch die teilnehmenden Nationen, die es für die Zuschauer attraktiv machen.
Sagen wir es so: wir brauchen mit dem Mountain Cup auch noch Ziele J

Wenn es um Zukunft geht ist die U-15 nicht weit. Wie geht es denn danach weiter, nach diesem Zusammenzug?
NH: Wie schon oben erwähnt, kann die U15 in Zukunft ein wichtiger Unterbau für die U18 werden. Hier könnte z.B. mit einer umfassenden Talenterfassung wichtige Vorarbeit für die U18 geleistet werden. Optimal wäre natürlich, wenn wir in Mitteleuropa auf dieser Stufe zusammenarbeiten und uns gegenseitig vorwärts pushen könnten. Wenn wir es dann noch schaffen würden, ein 3-4 Länderturnier mit GER, AUT, SUI und … zu etablieren, wäre das perfekt. Gespräche in dieser Hinsicht werden so schnell als möglich mit den Nachbarn gesucht.

Das tönt nach Absprachen und Verträgen. Ist so üblich, sich längerfristig an Partnerteams zu binden?
RK: Ja, heute ist das üblich. Im Fraueneishockey gibt es aktuell deren 2. In Europa ist es die European Hockey Tour, kurz EHT genannt. Dort sind die Nationen Schweden, Finnland, Russland und Deutschland eingebunden. Diese bestreiten pro Saison 3 Turniere untereinander. Zudem bereits 1x pro Saison auf der U-18 Stufe. Dieser Kontrakt wurde nach Turin geschlossen und gilt bis und mit 2010. Das 2. grosse regelmässige Turnier ist das Four Nations in Kanada. Dort mit den Nationen USA, Kanada; Schweden und Finnland.
Vielleicht hat jemand festgestellt, dass die Schweiz noch nicht genannt wurde. Dies hat einen traurigen Grund. Wir sind in keinem dieser Turniere dabei! Selbst der MLP ist gefährdet. Das macht es für uns sehr schwer, an die Top Nationen zu kommen. Und nicht nur auf unserer Stufe – nein – der Trend geht schon Richtung U-18.
Blieben noch die Asiatischen Nationen, nur kann das kaum jemand bezahlen. Ein Team nach Japan oder China zu fliegen oder umgekehrt ist ziemlich teuer.

Dann wollt ihr also in Zukunft auch in solche Turniere rein?
MF: Ja, ganz klar. Ich denke wir stehen da als Schweiz aber auch als Europa vor grossen Herausforderungen. Ich persönlich sehe die Top 5 Europas in einem Turnier zusammen jeweils mit einer Gastnation, sei es aus Europa, Asien oder auch mal Nordamerika, wie es der MLP zeigt. Modus und Organisation kann man abschauen, das ist kein Problem. Das gibt es alles schon. Was es noch nicht gibt ist die gemeinsame Strategie in die Zukunft. Schaffen wir es als Topvertreter des „Rest der Welt“ nicht, den Gap zu Nordamerika zu verkleinern, wird Fraueneishockey vielleicht bald nicht mehr attraktiv genug sein für olympische Spiele, denn dort will man den Challenge, diese immer neuen emotionalen Momente des vollkommenen Glücks von Athleten die das Unmögliche wahr gemacht haben. Das wollen die Leute sehen, nicht den ewig gleichen Final zwischen Kanada und den USA.
Somit steht für mich ein Zusammenarbeitsübereinkommen zwischen den Top 5 in Europa im Vordergrund mit 3 Turnieren Stufe A-Nationalteam und mind. 2 auf Stufe U-18. So ist auch jedes Land als Gastgeber aufgeführt und wir könnten unseren Mountain Cup als Teil der Vereinbarung entwickeln. Das würde langfristig gesehen Europa sicher weiterbringen.

Lässt sich das überhaupt finanzieren, die damit verbundene Reiserei in Europa? Inklusive der U18, die ja auch dabei wäre?
PS: Mit unseren aktuellen Mitteln sicherlich nicht!
Wie bereits angesprochen müssen wir unbedingt an Sponsoren herankommen, welche uns wohlgesinnt sind und mithelfen die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der Nationalmannschaft zu stellen!
Ich hoffe natürlich sehr, dass sich die Medienpräsenz je näher es auf die Olympiade zugeht erhöht und wir somit attraktiver werden als Produkt für die Werbeindustrie und somit fürs Sponsoring!
Wir führen auch da schon Gespräche mit dem Verband, damit wir auch da versuchen können mehr aus dem Produkt Fraueneishockey machen können.
Bis anhin wurden immer alle Nationalmannschaften als Paket vermarktet und da ist es natürlich schwierig an Firmen zu kommen, welche Frauen als Zielgruppe haben. Uns schwebt vor, ein Sponsoring durch frauenspezifische Produkte aus dem Bereich Körperpflege oder Hygiene zu gewinnen. Das sind in der Regel nicht die Firmen die auf Jerseys von Herrennationalmannschaften - egal in welcher Sportart – werben.
Wenn wir die finanziellen Mittel hinbekommen, können wir diesen Schritt nach vorne auf stabiler Basis gehen und uns weiterentwickeln.
Sollte dies aber nicht gelingen, müssten wir von den Nationalspielerinnen einen grösseren finanziellen Beitrag pro Zusammenzug einziehen, damit wir dies finanzieren könnten, was wir natürlich unter allen Umständen verhindern möchten. Es kann nicht sein, dass eine A-Nationalspielerin in der Schweiz 100 Franken oder mehr pro Tag bezahlen muss, an dem Sie von uns aufgeboten wird!
Da gäbe es natürlich auch noch die Variante weitermachen wie bis jetzt und nicht investieren und keine Turniere mit internationaler Topbesetzung und Camps absagen aus Geldmangel und im Nachwuchsbereich U-15 und U-18 sparen wo es geht… Nein für mich ist dies KEINE Option, denn dann ist der Zug endgültig abgefahren und wir können tatenlos zusehen, wie uns die Nationen hinter uns Eine um die Andere überholt, denn sportlich sind wir noch auf Rang 5, was die finanziellen Mittel angeht wurden wir längst überflügelt!!!
Ich denke wir sind so in etwa auf Rang 10-12 was die finanziellen Mittel angeht, und das geht nicht lange gut!! 

Da darf man ja gespannt sein! Zum Schluss hat jeder von euch einen Wunsch frei für den Mountain Cup! Was wäre denn dein Wunsch?
CH: Ich wünsche mir einen reibungslosen Ablauf und gute Stimmung am Mountain Cup 2009!
PS: Ich wünsche mir, dass sich die U-18 Spielerinnen bei uns gut integrieren und uns zeigen, dass sie bereit sind eine erste Top Division WM auf „Seniorenstufe“ mit uns zu bestreiten und dies unter zahlreicher Unterstützung des Publikums in Romanshorn!!
RK: ich wünsche mir noch mindestens 10 weitere Wünsche (lacht), nein im ernst... dass wir alle unsere wichtigen Ziele immer vor Augen haben, und uns auf diese mit Freude, Fleiss und Hingabe vorbereiten...das gilt als 1 Wunsch oder?
Weil du es bist, René, geht das in Ordnung! :)
MF: Ich wünsche mir, dass wir uns alle der Grösse der Aufgabe am Mountain Cup bewusst sind und danach handeln. Dann werden wir so auf’s Eis gehen wie wir es auch einen Monat später brauchen werden
NH: Unser jungen Girls nutzen die Chance und präsentieren sich von Ihrer allerbesten Seite.
TM: Dass der Mountain Cup ein voller Erfolg wird und er der U15 zu einem guten Start verhelfen kann. Hopp Schwiiz!

Herzlichen Dank für die Antworten. Wir wünschen der Nationalmannschaft und besonders auch der U-15 einen erfolgreichen Zusammenzug im Februar und viele Siege!