Interview mit den Headcoaches zur WM 2013

Interview: Daniel Monnin

Neue Ausgangslage, neue Chance

Die Frauen-Nati steht an der WM in Ottawa (2. – 9. April) vor einer schwierigen Aufgabe. Noch ist die Bronzemedaille aus dem Vorjahr in bester Erinnerung, doch das Team hat sich recht verändert. Die beiden Co-Headcoaches Daniel Meier und René Kammerer nehmen Stellung.

Daniel Meier, Du bist seit November als neuer Headcoach dabei, was sind deine ersten Eindrücke vom Team und vom Frauenhockey allgemein?

Meier: Die Eindrücke sind verschiedenartig, aber alle positiv. Ich bin sehr überrascht, mit welchem Willen die Spielerinnen an ihren Zielen arbeiten, auf und neben dem Eis. Der „Sprung ins kalte Wasser“ – vom Männer-Eishockey zum Frauen-Eishockey auf höchster Stufe, war eine echte Herausforderung, der ich mich gerne gestellt habe.

Ihr führt die Nati als Co-Headcoaches, wie muss man sich das vorstellen? Meier: Als Team, jeder hat Stärken, die setzen wir gezielt ein, um so das Optimum für das Ganze zu holen.

René Kammerer: Aus „reglementstechnischen“ Gründen wird Dani für die WM als Head Coach gemeldet . Dies ermöglich mir Freiräume, die ich anderweitig nutzen kann.

Was hat sich seit dem historischen Gewinn der Bronzemedaille vor einem Jahr in Burlington im Team geändert? Was hat sich international geändert, haben sich die Stärkeverhältnisse verschoben?

Kammerer: Es gab Rücktritte, andere Spielerinnen fallen verletzungshalber aus. Diese Lücken gilt es zu schliessen. Auch im Staff gab es Umstrukturierungen, Veränderungen, das musste und muss sich alles noch finden.

International ist zu erkennen, dass einige Nationen sehr grosse Anstrengungen unternehmen oder unternommen haben. Da wäre Russland, im Hinblick auf Sotschi natürlich. Aber auch Tschechien oder Deutschland. Kanada und die USA sind vorne weg, daran hat sich nichts geändert, dahinter hingegen wird die Luft noch dünner als sie es bisher schon war.

Ist mit den Rücktritten und verletzungsbedingten Ausfällen nicht auch eine Menge Erfahrung verloren gegangen?

Kammerer: Ja klar, aber dies öffnet auch Chancen für andere Spielerinnen, jetzt in diese Lücke zu preschen und Verantwortung zu tragen. Dieser Zyklus ist eine feste Grösse innerhalb eines Nationalkaders.

Das WM-Kader umfasst nicht weniger als acht Rookies, fünf davon haben bisher „nur“ an einer U18-WM teilgenommen, drei sind sogar „Quereinsteiger“ ….

Kammerer: Ich kann mich nicht an einen Grossanlass in den letzten Jahren erinnern, für den wir keine Rookies im Kader hatten. Das ist gut so. Zum einen gilt auch für die erfahrenen Spielerinnen, immer weiter an sich zu arbeiten; zum anderen werden „neue“ Spielerinnen innerhalb einer Saison durch ihre herausragenden Leistungen zu einem Thema, während andere stagnieren …

Unsere Hauptaufgabe bestand darin, eine Gruppe zu finden und zu formen, die auch nach zwei Wochen Druck und Stress noch Leistung erbringen kann.

Habt ihr in der Vorbereitung auf die WM irgendetwas anders gemacht als früher? Möglicherweise eine Konsequenz aus den Erkenntnissen der letzten WM?

Kammerer: Wir Schweizer haben die Mentalität, Misserfolge zu analysieren. Wenn wir erfolgreich sind, fragen wir zu selten nach dem Warum. Wir freuen uns und das war‘s. Wir haben versucht, die Gründe für die Erfolge an der WM 2012 zu eruieren. Wenn du genügend tief gehst, kannst du auch Antworten finden.  Trotzdem bleibt die Frage: Was lässt du so stehen, was änderst du. Sicher gibt es Dinge, die man ändern kann. Dabei sind aber auch immer wieder die neuen Rahmenbedingungen einer WM mit einzubeziehen und das haben wir mit unserem Erfahrungsschatz versucht zu tun.

Meier: Man darf auch im Erfolg Änderungen vornehmen, muss aber nicht. Die wichtigste Erkenntnis ist eine alte Weisheit: Wer sich auf dem Erfolg ausruht, bleibt stehen und wird überholt.

Der Modus will es ja, dass eine Relegation unmöglich ist, nun hat die Schweiz in den letzten Jahren ja öfters durch diese Spiele gehen müssen, jetzt ist die Viertelfinalqualifikation auf sicher. Wie schätzt ihr diese neue Ausgangslage ein?

Meier: Als Herausforderung für den Staff und das Team. Jedes Spiel ist wichtig, auch die Gruppenspiele …

Kammerer: Sie geben uns beispielsweise die Möglichkeit, auch mal einem breiteren Kader Eiszeit zu geben und Erfahrungen zu sammeln. Ich sehe das durchaus auch als Chance und auch als Herausforderung. Aber: Wir dürfen uns nicht in einer Komfortzone wähnen, auch wenn wir in der Gruppe der besten Vier spielen können. Denn:  Der Fokus mit diesem Modus liegt klar auf den Viertelfinals: Sie entscheiden letztendlich darüber, ob du den bisherigen Besitzstand – einen Platz in den Top 4 – halten kannst oder nicht.

Ist es einfacher, gegen Weltmeister Kanada, Vize-Weltmeister USA und Finnland zu spielen als gegen Deutschland, Russland oder Tschechien?

Kammerer: Es gibt an einer Weltmeisterschaft mit den besten acht Nationen keine einfachen Spiele, egal wie der Gegner heisst. Klar, gegen Kanada oder die USA gehen wir als krasse Aussenseiter ins Spiel, da ist der Druck anders verteilt. Und trotzdem ist der Druck da, denn wir wollen uns weiterentwickeln, neues lernen, noch besser werden und wie gesagt, auch die neuen Spielerinnen einbauen.

Und wie lautet das Ziel für die WM?

Meier/Kammerer: Bestätigung des Resultates von Burlington - minimal Top 4 erreichen.

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