Saison 2006/2007

A-Nationalteam

Ruth Künzle, 200 Länderspiele am 12.11.2006
Gamewinner gegen Russland, Air Canada Cup 2007
Medaillenfeier am Air Canada Cup 2007
MTC-Centre, Winnipeg (CAN)
WM-Team 2007
Jubel nach dem Deutschlandspiel 1
Jubel nach dem Deutschlandspiel 2

Die Saison 2006/2007 stand unter dem Zeichen des Wiederaufbruchs nach den olympischen Spielen. Es galt den Rücktritt von 5 Spielerinnen zu ersetzen und das ehrgeizige Ziel des Klassenerhalts anzustreben. Zudem kam es zur ersten Babypause einer Nationalspielerin. Goalie Patricia Elsmore-Sautter war schwanger und setzte für die Saison aus.

Nach Trainingslagern in der Schweiz fuhr man für die ersten Länderspiele nach Courchevel in die Alpen Frankreichs. Die beiden Länderspiele gewann man sicher. Zudem wurde ein spezielles Jubiläum gefeiert. Ruth Künzle erreichte als erste Frau in der Schweiz 200 Länderspiele (12. November 2006). Sie sollte ihre Karriere noch bis zur WM 2007 fortsetzen.

In der Altjahreswoche flog man auf Rückeinladung des Vorjahres nach Moskau. Dort spielte man auf einem Trainingsgelände im Norden der Stadt dreimal gegen Russland. Nebst drei Niederlagen und einem Torverhältnis von 10:21 notierte man auf Schweizer Seite die geheizten Spielerbänke sowie den grossen Stromausfall in Spiel 2. Da die Eismeister die Sicherungen nicht mehr hinkriegten musste am Schluss per Hand gestoppt werden. Da der Zeitnehmer keine Fremdsprachen beherrschte war es jeweils nicht ganz klar, wie lange so ein Drittel denn nun wirklich war...

Im neuen Jahr stand der traditionelle Air Canada Cup an. Zum ersten Mal fand dieser als 6-Nationenturnier statt. Nebst den Teilnehmern der Vorjahre aus Kanada (U22), Finnland (U20), Deutschland und der Schweiz griffen nun auch Japan und Russland ebenfalls ins Geschehen ein. Gespielt wurde eine Vorrunde in zwei Gruppen, anschliessend Halbfinal und Final. Die Schweiz bestritt am 2. Januar ein Testspiel gegen Japan (Sieg mit 4:2) und startete dann mit einer weiteren Niederlage gegen Russland (0:6) in den Cup. Am zweiten Turniertag stand das Spiel gegen Finnland U20 an. Die Schweiz musste gewinnen um dem Spiel um den 5. Platz (in Memmingen) zu entgehen. Und sie tat dies! 4:1 schlug man nach entfesseltem Start die finnischen Juniorinnen. Und traf so im Halbfinal auf Kanada. Die U22 liess der Schweiz keine Chance. Und so trafen die Eisgenossinnen im abschliessenden Spiel um Platz 3 wiederum auf Russland. Diese verloren ihren Halbfinal etwas überraschend gegen Deutschland. Ein schlechtes Omen? Nein. Die Schweizerinnen legten ihren Respekt vor der Sbornaja endgültig ab und wetzten die Scharte der letzten 6 Niederlagen in Serie gegen die Russinnen ab. Mit 5:2 gewannen sie ein intensives, mitreissendes Spiel und holten sich abermals die Bronzemedaille in Ravensburg.

Und so kam sie, diese wichtige WM. Eine WM auch der vielen Revanchen.
In Winnipeg gelandet wurde die Schweizer Delegation vom Club der Auslandschweizer in Manitoba mit Kuhglocken und Alphorn empfangen. Ein unerwarteter und schöner Moment. Weiter ging es in Vorbereitungscamp in Winkler wo am Eingang des Teamhotels die beiden Mädchenteams des ortsansässigen Hockeyclubs mit Schweizer Fähnchen und Transparenten auf die Gäste aus Europa warteten. Im Ort selbst wurde in den Schulen eine "Schweizer Woche" abgehalten und ein Malwettbewerb liess die Wände des Stadions in bunte Bilder tauchen. "Hopp Suisse!" war das Motto und die Eisgenossinnen durften erleben, wie hockeyverrückt die Kanadier sind. Dies zeigte sich auch in den Testspielen. Einmal 1'500 Zuschauer in Winkler beim Spiel gegen Kasachstan (5:1-Sieg der Schweiz) und einen Tag später in Steinbach (Geburtsort eines gewissen Ralph Krueger) einmal mehr gegen Russland. Das Stadion war mit etwas über 2'000 Personen zum Bersten voll und mittendrin wartete wiederum der Schweizer Club mit Glocken und Alphorn. Diese aufwühlende Stimmung pushte die beiden Teams zu einem der intensivsten und attraktivsten Spiele je. Die totale Intensität riss die Zuschauer aus den Sitzen, stampfend und kreischend begleiteten sie die vielen Offensivaktionen beider Mannschaften. Das Resultat war immer maximal 1 Tor auseinander und endete schliesslich bei einem 7:6 für Russland. Minutenlang mussten beide Teams Ehrenrunden drehen bevor das Publikum sie gehen liess. Was für ein Unterschied zum Alltag der Spielerinnen in Europa.

So traf dann die Schweiz zum Start der WM auf Kanada. Knapp 11'000 Zuschauer peitschten ihr Team im MTS-Centre an. Die Schweiz hielt dagegen und hielt das Skore unter 10. Ein sarkastisch anmutendes aber eben realistisches Ziel.
Keine 24 Stunden später stand bereits die Entscheidung an. Das Spiel gegen den Erzrivalen Deutschland. Man stand sich seit Turin zum ersten Mal wieder gegenüber und wusste, dass der Verlierer in die Abstiegsrunde musste. Es war ja immer noch ein 9er-Tableau mit 3 Vorrundengruppen...
Im Gegensatz zu Turin hatte die Schweiz über das Spiel mehr gute Aktionen zu verzeichnen, jedoch stand auf der anderen Seite immer noch die Elite des deutschen (Militär-)Programms. Das Spiel vor 4'000 Zuschauern geriet zu einem wahren Schocker. Chancen gab es viele aber Florence Schelling auf der einen und Jennifer Harss auf der anderen Seite zeigten ein fantastisches Spiel und entschärften einige Grosschancen.
Man zählte die 37. Minute als die Schweiz ein Powerplay spielen konnte. Christine Meier an der blauen Linie passte auf die linke Seite zu Rekordfrau Ruth Künzle. Diese täuschte einen Schuss an, passte dann aber zur Mitte wo Neocaptain Kathrin Lehmann stand. Diese zog direkt ab und ihr Schuss, noch leicht vor dem Tor abgefälscht, düpierte Harss zwischen den Schonern. Stefanie Marty verdeckte dabei noch die Sicht der deutschen Torfrau. Schweizer Teamwork also legte den Grundstein zur Sensation von Winnipeg. Das Tor sollte bestand haben bis zum Schluss, obwohl die Schweizerinnen noch einige Chancen hatten. Aber auch Deutschland rannte an und der Atem blieb hüben wie drüben einige Male stehen. Dennoch schafften es die Eisgenossinnen, den knappen aber verdienten Sieg über die Zeit zu schaukeln und waren vom Abstiegsdruck erlöst! 
Diese Befreiung gab den Schweizerinnen Schub für das Spiel gegen China in der Zwischenrunde. Dort ging es noch um einen allfälligen Einzug in das Spiel um Platz 3. China wollte Rache für Peking - bekam sie aber nicht. Im Gegenteil. Gleich mit 5:1 wurden sie von den Schweizerinnen vom Eis gekämpft. China kam gar nie richtig ins Spiel.
Zum Abschluss wartete Olympiasilbermedallist Schweden. Gegen diese wusste man sich zwar zu wehren, jedoch musste man mit 0:4 vom Eis.
Die WM war vorbei und mit dem 5. Rang die beste Rangierung seit der allerersten WM 1990 egalisiert.
Die stolzen Schweizerinnen durften in Zürich einen warmen Empfang am Flughafen geniessen.

Gewonnen wurde die Weltmeisterschaft von Kanada, welches den U.S.A. im Final keine Chance liess. Bronze ging an Schweden, welche den Umweg über die Zwischenrunde nehmen musste. Somit ging Finnland drei Jahre in Folge ohne Medaille nach Hause. Eine Schmach für die stolzen Suomi. Schon im nächsten Jahr würden sie den Spiess wieder umdrehen. Zum Leidwesen der Schweizerinnen. Aber dazu mehr in der nächsten Saison.
     

Ergebnisse:


Teamleitung: Martin Mathis

Coaches: René Kammerer, Michael Fischer, Daniel Hüni

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U22 Nationalteam

Um der Altersstruktur bei den Nachwuchsteams einen Namen zu geben wurde aus der B-Nationalmannschaft die U22. Es sollte aber auch gleich die letzte Saison einer zweiten Landesauswahl sein.
Einerseits fehlt es an Staff und Geld, andererseits ziehen die beiden anderen Nationalteams nach unten und oben Spielerinnen ab. Ab der kommenden Saison werden die verbliebenen Spielerinnen in der A-Nati aufgeboten.

Trotzdem bietet die U22 noch einmal ein Gefäss für die nachrückenden Nationalspielerinnen.
Im September bestreiten sie zwei Länderspiele gegen Österreich, im Dezember fahren sie an den Christmas Cup in Dornbirn, Österreich. An diesem letzten Turnier der B-Nati/U22 in der Geschichte belegen sie den 3. Rang nach Niederlagen gegen Italien und Österreich sowie einem Sieg zum Abschluss gegen die Österreich Selects.

Am 30.12.2006 ist die B-Landesauswahl Geschichte...


Ergebnisse:

  • ua 3. Rang am Christmas Cup in Dornbirn (AUT)


Teamleitung: Simon Theiler 

Coaches: Hans Weber, Conny Ochsner, Thomas Heiniger 

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U18-Nationalteam

die Quali für die WM 2008 ist geschafft!
Team WM-Quali 2007

2006/2007 war die erste Saison, in welcher es richtig ernst galt für die Espoirs der Schweizerinnen. Im Februar 2007 führte die IIHF nämlich ein WM-Qualiturnier für die erste U18-WM der Geschichte durch. Diese würde im Januar 2008 in Calgary, Kanada, stattfinden.

Zuerst ging es aber für Camps in der Schweiz umher bevor man Ende Dezember 2006 nach Bratislava (SVK) fuhr um zum ersten Mal überhaupt gegen die Slowakei zu testen. Das erste Spiel ging auch gleich verloren. Im zweiten Spiel rehabilitierten sich die Schweizerinnen aber mit einem Sieg.

Anfang Januar stand noch der Test gegen Österreich in Zuchwil auf dem Programm. Bei diesem gab es ebenfalls einen Sieg und eine Niederlage.
Würde das im Februar reichen, um sich für Calgary 2008 zu qualifizieren?

Das Qualiturnier fand in Vierumäki, Finnland, statt. Dem Eishockeytrainingszentrum der Finnen schlechthin.
Die ersten beiden Teams nach der Round Robin würden sich für die allererste U18-WM in Calgary qualifizieren. Der Druck war gross und die Gegner meist unbekannt. Holland U18 und Japan U18 sowie Gastgeber Finnland (U18) hiessen die Hürden auf dem Weg nach Kanada.
Und die Schweizerinnen mussten beissen. Sowohl gegen Japan wie auch Holland gab es nur Siege jeweils nach Verlängerung.
Die so gewonnenen Punkte aber reichten für die Qualifikation! Gastgeber Finnland blieb verlustpunktlos und gewann das Turnier.
Was für ein genialer Erfolg im ersten Ernstkampf. Die Vorfreude auf Kanada durfte beginnen.

In den weiteren Turnieren qualifizierten sich Tschechien und Schweden sowie Deutschland und Russland. Somit war das 8er-Tableau zusammen mit den gesetzten Kanada und U.S.A. komplett.
 

Ergebnisse:

  • 2. Rang und damit Qualifikation an der WM-Quali in Vierumäki (Finnland)
    interne Page


Teamleitung: Daniel Monnin

Coaches: Jörg Toggwiler, Max Honegger, Chris Knöri, Pat Gilomen, Stephan Siegfried   

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International

Daniela Diaz wechselt vom EV Zug zu den Etobicoke Dolphins in die Women's National Hockeyleague. Sie erreicht mit ihrem Team aus einer der Vorstädte Torontos Ende Saison sogar das Finale der Esso-Meisterschaft, welche als kanadische Klubmeisterschaft verstanden wird. Sie verlieren dort erst im Final.

Meister Lugano qualifiziert sich für das Finalturnier des European Women's Champions Cup. Dieses findet in Katrineholm, Schweden statt. Da AIK Solna zwar Titelverteidiger aber nicht aktueller Landesmeister ist, spielen 5 Teams am Turnier. Für Schweden ist nebst AIK auch Meister Segeltorps am Start. Tornado Moskau und Ilves Tampere aus Finnland sind die weiteren Teams. Nach 4 Spielen der Round Robin steht AIK Solna zum dritten Mal in Folge zuoberst auf dem Treppchen. Lugano verliert seine Partien allesamt und endet auf dem 5. Platz.

In den WM-Turnieren gilt ab dieser Saison neu die Dreipunkteregel. Diese setzt sich auch bei den meisten Freundschaftsturnieren durch.
An der Div. IV-WM in Rumänien debütieren die Kroatinnen und auch Estland schickt wieder eine Nationalmannschaft ins Rennen. Kroatien marschiert gleich durch und steigt auf. Sie kassieren nur 6 Tore während Diana Kruseljposavec unglaubliche 25 Tore schiesst.
Die Div. III-WM findet in England statt. Zwar stellen die Gastgeberinnen die beiden Topskorerinnen und schiessen insgesamt am meisten Tore. Jedoch verlieren sie das entscheidende Spiel gegen Aufsteiger Australien im Penaltyschiessen. Südafrika steigt punktelos ab.
Politisch brisant wird es in der Div. II. Diese WM wird nämlich in Nordkorea abgehalten. Alle Teams müssen über China nach Pyöngyang reisen, da dies der einzig offene Weg ist. Alle Teilnehmenden sind streng abgeschirmt. Die Slowakei schafft nach vielen Versuchen endlich den Aufstieg während Slowenien wieder absteigen muss. Das Zuschauerinteresse ist gewaltig. Über 30'000 (!) mehr oder weniger freiwillige Zuschauer kommen an die 15 Spiele. Das Eröffnungsspiel zwischen Nordkorea und Italien wird von 5'000 Zuschauern verfolgt.
Die Div. I-WM in Nikko, Japan, wird zwar von rund 6-mal weniger Zuschauern gesehen, beschert jedoch dem Heimteam den Aufstieg in die Top-Division nach dem vergeblichen Versuch an der WM in Romanshorn 2005. Da es aus der Top-Division keinen Absteiger gab (Russland verblieb am grünen Tisch oben) konnte auch Lettland trotz Abstieg 2005 an der Div. I-WM mit tun. Sie taten es als Zweite eindrücklich während es Dänemark erwischte und diese in die Div. II abstiegen.  

Die Winter-Asienspiele finden in China statt. Die Gastgeberinnen gewinnen dabei jedoch nur gegen die beiden koreanischen Teams und holen wie schon 2003 "nur" Bronze. Kasachstan holt sein zweites Gold vor Japan.

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Liga / Klubs

Vor Beginn der Meisterschaft kommt es zu einem veritablen Schock. Der Traditionsverein DHC Lyss muss seine erste Mannschaft aus dem Meisterschaftsbetrieb zurückziehen. Diverse Gründe führten zu diesem Schritt. Der Verein buchstabiert zurück und startet mit einem Team in der LKC. Die Spielerinnen aus der A-Mannschaft suchen sich neue Vereine.
Ebenfalls aufgelöst wird das Frauenteam des EHC Illnau-Effretikon. Der EV Bomo-Thun rückt aus der LKB nach, die Visp Lions verzichten auf den Aufstieg. Somit beginnt die Saison mit 7 Teams.

Die Qualifikation wird durch Titelverteidiger Lugano und den ersten Verfolger Zug dominiert. Mit einigem Abstand folgen Oberthurgau und Reinach. Diese vier Teams spielen eine Masterround. Langenthal, Basel und Thun spielen in der unteren Tabellenhälfte gegen den Einzug in die Auf-/Abstiegsrunde.
Dorthin muss Bomo Thun, rettet sich aber souverän. Den zweiten Platz im Oberhaus sichern sich aus der LKB die ZSC Lions. Visp und Rapperswil verbleiben in der LKB.

Im Playoff-Halbfinal trifft Lugano auf Reinach und setzt sich klar mit 2:0-Siegen durch. Zug muss gegen Oberthurgau über die volle Distanz nachdem sie überraschend das Startspiel gegen die Ostschweizerinnen verlieren.
Der Final verläuft ähnlich wie im Jahr zuvor. Lugano legt zu Hause vor und Zug gleicht vor eigenem Publikum wieder aus. Das entscheidende Spiel gewinnt Lugano mit 4:1 und sichert sich so den zweiten Titel in Folge.
 

Schweizer Meisterschaft LKA: 1. Lugano 2. Zug 3. Oberthurgau 4. Reinach 5. Langenthal 6. Basel/KLH 7. Bomo Thun

Absteiger: keine, Aufsteiger: ZSC Lions

Swiss Ice Hockey Woman of the year 2006/2007: Florence Schelling, GCK Lions

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