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Sunday, 15. April 2012 10:26

 

Das Wunder von Burlington

Unglaublich aber wahr! Zum ersten Mal in der Geschichte des Fraueneishockeys gewinnt die Schweiz eine Medaille an einer Weltmeisterschaft.

Wurden die Eisgenossinnen aufgrund der Saisonresultate noch in den Keller geschrieben legte das Team von René Kammerer an der WM in den USA einen unglaublichen Lauf hin und gewann der Reihe nach gegen die Slowakei, Schweden, Russland und schliesslich Finnland in der regulären Spielzeit.
Das Überstehen der schwierigen Vorrundengruppe nach der Startniederlage gegen Deutschland verlieh den Schweizerinnen Flügel. Die Demontage Russlands im Viertelfinal als Antwort auf die bittere Niederlage ein Jahr zuvor und schliesslich die buchstäbliche Zerstörung des Mythos Nora Räty im Tor der Finninnen im Bronzespiel führte zur grössten Überraschung seit Schweden Silber in Turin.

Trotzdem die Schweizerinnen eigentlich nur noch müde waren wollten sie die erst zweite Chance auf eine Medaille nicht ungenutzt lassen. Zwar fehlt in der Verteidigung Angela Frautschi welche sich am Vortag gegen die USA noch eine Hirnerschütterung zugezogen hatte. Die verbliebenen 19 Spielerinnen jedoch stellten sich in den Dienst des Resultats und steckten auch den frühen Führungstreffer Rajahuhtas weg. In der 12. Minute zog Anja Stiefel über die rechte Seite los und knallte den Puck an Rätys Schoner. Den Abpraller verwertete Katrin Nabholz und liess die Schweizerinnen aufatmen. Anne Helins 1:2 in doppelter Unterzahl beantwortete schliesslich Sara Benz in der allerletzten Sekunde des Startdrittels (!) mit dem 2:2 Ausgleich nach einer Bullyvariante.

Dass die Torproduktion Finnlands mit dem ersten Drittel auch bereits abgeschlossen war wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Ausser vielleicht Florence Schelling im Tor der Eisgenossinnen welche nach fast 70 Schüssen am Vorabend gegen die USA nun 52 Schüsse im Bronzespiel auf sich fliegen sah. Ihrer Weltklasseperformance war es zu verdanken dass sich die Schweiz zu einem Medaillenaspiranten mauserte.
So sorgte Julia Marty im Powerplay in der 30. Minute für die erstmalige Führung.
Trotz grossem Druck der Finninnen überstanden die Schweizerinnen das Mitteldrittel unbeschadet.

Im letzten Drittel würde sich also das Schicksal der Schweizer Medaillenträume erfüllen und es war die Mannschaft mit dem weissen Kreuz die diesem Ziel einen Schritt näher kam. In der 51. Minute drosch Kathrin Lehmann den Puck aus der Luft ins Tor und drei Minuten später passte Katrin Nabholz von hinter dem Tor auf Anja Stiefel. Diese schlenzte den Puck zum vorentscheidenden 5:2 ins Netz.
Langsam wurde jedem im Stadion bewusst das er (oder sie) Zeuge eines veritablen Hockeywunders wurden. Die kleine Schweiz war gerade an der Demütigung der finnischen Technikertruppe und sie legte gar noch einen drauf. Nach einem Vorstoss von Staenz schlich sich Evelina Raselli in den Slot und wurde dort angespielt. Im Nachschuss bezwang sie schliesslich Räty Hocheck und stellte die Ampeln Richtung Bronzemedaille endgültig auf grün.
Und knapp fünf Minuten später war es da, das bronzene Wunder von Burlington. Die Schweizerinnen haben ihre erste WM-Medaille!

Am Abend schlug Kanada die USA in der Overtime und holte sich so den WM-Titel nach 2007 zum ersten mal wieder. Im Anschluss an das Finale wurden die Schweizerinnen mit den bronzenen Medaillen behängt und schliesslich Florence Schelling als beste Torhüterin des Turniers ausgezeichnet.

Mit dem dritten Platz an der WM rücken die Schweizerinnen in der neuen Weltrangliste neu gar auf den 4. Platz vor und verdrängen damit Schweden zum ersten Mal seit Einführung dieses Rankings aus den Top 4!

Ein grosses Schlussinterview folgt im Frühling, wenn der Staff wieder im Alltag angekommen ist…

Die Mannschaft landet am Montag, 16. April 2012, um 6.20 Uhr von Montréal her kommend in Zürich (Flug LX87, Ankunft T1).   

Telegramm: Link
Schweiz - Finnland 6:2 (2:2; 1:0; 3:0)
Gutterson Field House, Burlington (USA), 14.4.2012, 15.00 Uhr / 2400 Zuschauer

Tore: 5. Rajahuhta (Jalosuo, Mertanen; Ausschluss Staenz) 0:1; 12. Nabholz (Stiefel, J. Marty) 1:1; 18. Helin (Karvinen, Hiirikoski; Ausschlüsse Thalmann, S. Marty) 1:2; 20. (19:59!) S. Benz (Lehmann, S. Marty) 2:2; 30. J. Marty (Ausschluss Tikkinen) 3:2; 51. Lehmann 4:2; 54. Stiefel (Nabholz) 5:2; 56. Raselli (Staenz) 6:2

Strafen: 5 x 2 Min. gegen die Schweiz, 2 x 2 Min. gegen Finnland

Aufstellung Schweiz: Schelling (Anthamatten); S. Benz; Bullo; Fischer; Forster; Lehmann; Leimgruber; J. Marty; S. Marty; Michielin; Nabholz; Raselli; Staenz; Steck; Stiefel; Thalmann; Vuille-dit-Bille; M. Waidacher; N. Waidacher; Zollinger

Bemerkungen: Schweiz ohne Frautschi (verletzt), sowie Slongo (überzählig).