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Laura Benz und Monika Leuenberger

Wednesday, 13. February 2008 00:22

 

Monika Leuenberger und Laura Benz

Monika Leuenberger, mit 200 Länderspielen die erfahrenste, Laura Benz mit 15 1/2 Jahren die jüngste Akteurin am Mountain Cup wurden von frauennati.ch zum vergangenen Camp und dem Fraueneishockey allgemein interviewt.

2 Generationen, 1 Ziel: Sieg am Mountain Cup… war im Internet zu lesen. Monika, ihr habt dieses Ziel erreicht, wie fühlt sich das an?
Monika Leuenberger: Um ehrlich zu sein, mir ist noch immer ganz sturm im Kopf von all den Emotionen und Erlebnissen. Es ist wie ... unbeschreiblich!
Da stolperst Du im ersten Spiel und fürchtest schon alles verloren zu haben. Aber mit diesem Spirit wie ich ihn wirklich nur aus dem Nationalteam kenne stehst Du wieder auf und fährst den Turniersieg nach Hause. Einfach der Hammer!

Laura, du bist erst 15 ½  Jahre jung und das waren bereits deine ersten Länderspiele auf A-Stufe. Erzähl uns von deinen Eindrücken:
Laura Benz: Es war ein tolles Erlebnis. Ich wurde vom Team gut aufgenommen und integriert. Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich soviel Eiszeit bekommen würde. Die Spiele waren zum Teil sehr schnell und auf taktisch hohem Niveau. Zudem waren gewisse Spielzüge für mich neu. So musste ich bei jedem Einsatz konzentriert spielen.

Monika, du hast am vergangenen Sonntag dein sage und schreibe 200. Länderspiel für die Nationalmannschaft bestritten. Du bist damit eine von insgesamt 5 Damen UND Herren, die diese Marke für den Schweizerischen Hockeyverband erreicht haben. Zudem bist du eine von nur zwei noch aktiven Nationalspielerinnen weltweit, die die allererste Frauen-WM 1990 in Kanada bestritten haben. Herzliche Gratulation nochmals!
Erzähl doch mal aus den Anfängen, von der ersten WM, als es noch Europameisterschaften gab, wie viele Camps ihr pro Saison bestritten habt und was einem antreibt, nunmehr seit fast 20 Jahren die Schlittschuhe für die Schweiz zu schnüren?
Monika: Du meine Güte, ja wie war das damals? Ich kann mich nicht erinnern, dass wir über das Jahr verteilt viele Nati-Camps hatten. Wir trafen uns wohl nur alle zwei Monate mal für ein Wochenende (Samstag Mittag bis Sonntag Abend). Über den Jahreswechsel konnten wir vielleicht an einem Turnier teilnehmen, aber sonst spielten wir meist nur gegen Novizen A-Teams.
Die WM 1990 war dann ein richtiges Abenteuer. Damals war ja selbst ich noch jung und eine Reise nach Kanada nicht alltäglich. Doch schon vor 18 Jahren sind uns die Spitzenteams um die Ohren gefahren und daran hat sich, zwar auf einem anderen Niveau, aber eben leider dennoch kaum etwas geändert.
Die EM 1991 war die grösste und wurde in dieser Form, mit 10 Teams, leider nur einmal ausgetragen (1998 wurden die EM's ganz abgeschafft). Ich erinnere mich noch wie wir in der damaligen Tschecheslowakei mit einem Bus vom Hotel zur Eishalle und zurück über sandige Landstrassen befördert wurden. Im innern des Gefährtes sammelte sich der von aussen hereindringende Staub, dass wir kaum mehr zur nächsten Sitzreihe sahen.
Obwohl wir auch schon in den Anfangszeiten des internationalen Fraueneishockey glaubten viel und hart zu trainieren, lässt es sich mit dem Aufwand der heute zu betreiben ist in keiner Weise vergleichen.
Ja, und was einem antreibt? Es sind wohl die gleichen Gründe, die auch die jungen Spielerinnen antreiben. Da ist zum einen das Eishockeyspiel, die schnellste Mannschaftssportart, an und für sich. Doch auch die Arbeit im Team, die Emotionen, dieses unbeschreibliche Gefühl in der Magengrube wenn Du auf der blauen Linie stehst und die Nationalhymne erklingt. Es gibt für mich tausend Gründe um immer wieder aufs neue die Tasche zu packen und auf irgend eine Eisbahn zu fahren.

Laura, wenn du das hörst, dass Monika vor deiner Geburt bereits eine WM bestritten hat, was geht dir da spontan durch den Kopf?
Laura: Ich freue mich, dass es  schon so lange internationales Fraueneishockey gibt und dass die Schweiz damals schon dabei war. Ich  möchte Monika zu ihrer erfolgreichen Eishockeykarriere und zum 200. Länderspiel gratulieren.

…du hast ja die erste U18-WM für Frauen überhaupt vor gut einem Monat in Kanada gespielt. Was ist der Unterschied zum Spiel auf der A-Stufe? Was war anders als mit lauter unter 18-jährigen?
Laura: Die erste U18-WM war ein riesiges Erlebnis für mich! Es wurde auch auf sehr hohem Niveau gespielt. Die Spiele der A-Nati sind jedoch noch schneller und taktisch anspruchsvoller. Die einzelnen Spielerinnen sind technisch und läuferisch stärker. Eigentlich ist es nicht ein so grosser Unterschied, ob das Team jünger oder älter ist, es kommt viel mehr darauf an, wie gut man sich kennt. In der U18 waren wir durch die intensive Vorbereitung zu einem verschworenen Team zusammengewachsen und hatten es auf und neben dem Eis sehr gut miteinander.

Monika, wenn du dir nun deine jungen Kolleginnen anschaust, was hat sich im Frauen Eishockey über die Jahre geändert? Du hast es ja quasi hautnah miterlebt.
Monika: Ich war 1981 das erste Mädchen in der ZSC Organisation und irgendwie wusste man damals noch nicht so recht was mit mir anzufangen und nur dank dem Goodwill und der Sympathie der Trainer durfte ich bis 13 überhaupt bei den Jungs mitspielen. Heute trifft man in sehr vielen Vereinen Mädchen fast selbstverständlich in den Teams. Dass sie dort heute eine intensivere und längere Ausbildung geniessen können, dafür beneide ich sie sehr.

Was würdest du also einer jungen Kollegin wie Laura mit auf den Weg geben wollen (ungeachtet dessen, dass sie ja auch eine Konkurrentin ist)?
Monika: Dass sie die Zeit bei den Jungs geniesst und so lange wie irgend möglich da mitmischt. Sie soll sich nach vorne orientieren, immer ihr bestes geben und dies auch von den anderen fordern. Wenn es mir dann mal, vielleicht wegen ihr, nicht mehr zu einem Platz unter den besten 20 reichen soll, will ich sagen können, es ist, weil sie besser wurden! Dann werde ich mich zurück lehnen und stolz sein. Denn die ersten Schritte zum Erfolg von Morgen durfte ich vor bald 20 Jahren machen.

Laura: deine Zwillingsschwester Sara, Stürmerin, wurde nicht für den Mountain Cup aufgeboten. War das speziell für dich ohne deine Schwester?
Laura: Durch die Tatsache, dass wir Zwillinge sind, glauben viele Leute, dass wir ohne einander nicht auskommen. Natürlich ist es so, dass wir vieles gemeinsam machen und viele gleiche Interessen haben, das heisst aber nicht, dass wir nicht ohne einander sein können, was wir hiermit bewiesen haben.... ;-)

Um in die Zukunft zu schauen, was sind eure persönlichen Ziele für die nächste Zeit? Habt ihr einen Traum, den ihr träumt?
Monika: Natürlich gibt es da einen Traum! Sonst hätte ich die Schlittschuhe schon längst an den Nagel gehängt. Der Traum von Olympia. Noch einmal Teil der Olympischen Spiele zu sein, noch einmal bei der Eröffnung einzulaufen, noch einmal auf der ganz, ganz grossen Bühne stehen. Ja, Olympia, das ist einer meiner letzten Träume als aktive Spielerin.
Laura: Meine persönlichen Ziele liegen vorerst einmal in der U18. Wir müssen ein neues schlagkräftiges Team aufbauen, damit wir an der nächsten WM vorne mitmischen können. Natürlich möchte ich mir für die Zukunft  einen Platz in der A-Nati erkämpfen und eines Tages auch an einer Olympiade teilnehmen.

Wenn ihr im Bezug auf das Fraueneishockey einen Wunsch frei hättet, wie würde dieser lauten?
Monika: Es gibt so vieles was ich mir für unseren Sport wünschen würde doch leider werden wir uns wohl auch in Zukunft vieles selber erarbeiten müssen. In diesem Sinne wünsche ich mir für die kommenden Jahre noch mehr Pipos, mehr Michis und Renés, mehr Danis, Housis und Beats. Mehr Lukys, Achims und Sylvies. Mehr Cordulas und Markus'. Ich wünschte mir für das Fraueneishockey mehr von den Menschen, die mit ganzem Herzen tun!
Laura: Dass das Fraueneishockey in der Öffentlichkeit mehr Beachtung findet.

 

Monika, Laura, herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel sportlichen Erfolg!