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Philipp "Pipo" Steiner

Sunday, 06. April 2014 23:26

 

Philipp Steiner sagt....

Das Wort zum.... Abschied

Geschätzte Eishockeyfreunde,

Wie heißt es so schön, man soll aufhören wenn es am schönsten ist, so das oft zitierte Votum.
Das klingt nun so wie wenn ich auf diesen Moment gewartet hätte, doch weit gefehlt. Der Entscheid nach Sochi aufzuhören stand bereits frühzeitig fest und ist bereits nach den olympischen Spielen von Vancouver gereift. Es war damals schon klar, dass nach der Heim WM 2011 oder dann spätestens nach Sochi Schluss sein wird.

Somit blicke ich auf sehr schöne, lehrreiche und spannende Jahre im internationalen Frauen Eishockey zurück.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie der erste Kontakt zustande gekommen ist. 

In meinen Funktionen vor meiner Zeit mit der Nationalmannschaft habe ich natürlich auch oft mitbekommen, wenn es nicht so gelaufen ist wie sich das der Staff und Spielerinnen vorgestellt hatten.

Nach turbulenten Saisons folgten wieder ruhige und dann eben 2007 spürte ich Unruhe aus den Bemerkungen von Nationalspielerinnen zu welchen ich damals als Clubtrainer und TK-Chef Kontakt hatte.

So habe ich damals Christine Meier gefragt, was denn das Problem sei.
Dass Sie meine Anfrage gleich an René Kammerer, damals bereits Headcoach weitergeben würde, konnte ich nicht ahnen und dann kam sofort die Anfrage von René ob ich bereit wäre mitzuhelfen.

Ich traf mich im Sommer mit René und wir hielten fest, dass im Bereich von Events und Marketing Bedarf war. So bestritt ich Ende August 2007 mein erstes Naticamp als Helfer in genau diesem Bereich....dachte ich zumindest!

Da der amtierende Team Manager an dem besagten Camp in Zuchwil erst später einrücken konnte kam die Anfrage ob ich das Camp für ihn eröffnen könne bis er dann eintreffen würde.
Dass dann auch noch ein Fotoshooting mit diversen Spielerinnen geplant war und der Sonntagsblick für eine Story mit den Marty Twins vorbeikommen würde und dass in diesem Try-out Camp ich auch noch aufs Eis gehen sollte habe ich dann in der Nacht vor dem Einrücken Abends spät erfahren.

So sah ich mich plötzlich in der Verantwortung und musste einen Kaltstart hinlegen und koordinierte, organisierte, stand auf dem Eis mit den Challengern und betätigte mich auch noch als Serviertochter für die Spielerinnen, welche die zu knapp bemessene Zeit des Fotoshootings während dem Mittagessen machen mussten.
Dass dies nicht nur ein Kurzeinsatz war wusste wohl vorallem ich nicht ;)

Im September dann weilte ich in den Ferien im Ausland wo mich dann wiederum René kontaktierte mit der Bitte um einen Termin sobald ich zurück sei.
An diesem Treffen war auch mein Vorgänger mit dabei und ehe ich realisierte worum es denn genau ging hatte ich einen Bundesordner und eine DVD in den Händen und sollte mich entscheiden ob ich das Amt des Team Managers bereit sein würde zu übernehmen.
Mit der Antwort von ca 3-5 Stunden pro Woche auf meine Frage nach dem zu erwartenden Aufwand habe ich dann zugesagt und mir ganz viel Arbeit in meiner Freizeit verschafft!

So stieg ich mitten in der Saison ein und habe schnell feststellen müssen, dass die Zeiteinheit nicht ganz gepasst hatte, waren es doch eher 3-5 Stunden pro Tag als pro Woche.
Da auch die folgenden Camps inklusive der WM in Harbin (China) nicht wirklich fertig organisiert waren musste ich jedes Camp praktisch wieder von vorne beginnen zu organisieren.

Ohne die Unterstützung von René Kammerer und Michi Fischer, welche mir mit ihrer Erfahrung tatkräftig zur Seite standen wäre es wohl ein hoffnungsloses Unterfangen gewesen.

Gemeinsam haben wir jeweils fast täglich an den Pendenzen gearbeitet und so meine erste Saison, welche im Bronze Medal Game gegen Finnland geendet hatte mit Bravour zu Ende gebracht. 

Danach folgte Saison um Saison mit den jeweiligen Höhepunkten von Top Division WM's oder eben olympischen Spielen.

2009 die WM in Hämeenlinna (Finnland) war ein richtiger Krimi, begonnen mit der Fahrt im Kleinwagen nach Kourtane dem Team Bus folgend, bis zum Penalty Thriller im Entscheidenden Spiel gegen den Abstieg.
Nach 4:1 Rückstand gelang es doch tatsächlich das Spiel gegen China noch in Extremnis zu drehen und wie erwähnt im Penaltyschiessen für uns zu entscheiden!

2010 ein weiteres Highlight mit den olympischen Spielen im Mutterland des Eishockeys.
Zuvor aber Camps um das Kader zu finden und die Spielerinnen wie auch Staff auf diese Aufgabe vorzubereiten.
Legendär waren da auch Aktionen welche wir planten, wie zum Beispiel der von uns initiierten Personenkontrolle der Securitas in der Resega in Lugano inklusive Spürhunden usw, von welcher außer René und ich niemand gewusst hatte. Entsprechend war der Wirbel groß, als unsere Fahrzeuge aufgehalten und Akkreditierungen sowie Taschen kontrolliert wurden.
Natürlich hatten wir danach das Geheimnis gelüftet und den Spielerinnen und Staff erklärt, weshalb wir solche Aktionen immer wieder eingestreut hatten. Viele die sich damals wohl darüber genervt hatten werden jetzt wohl ein Lächeln auf den Lippen haben und den Sinn dahinter mittlerweile verstehen.

Das Olympische Turnier konnte dann auf dem sehr guten 5. Rang nach gewonnener Schlacht gegen Russland beendet werden.
Dass wir immer wieder auf Russland in entscheidenden Spielen treffen würden sollte sich später in einer gewissen Regelmäßigkeit zeigen. 

2011 dann folgte die Heim WM für welche wir uns so viel vorgenommen hatten.
Mit der super Unterstützung der Fans im Rücken, welche uns sowohl in Winterthur wie auch im Hallenstadion angepeitscht hatten gelang uns der erste Sieg gegen Finnland an einem WM oder Olympiaturnier.
So standen uns wieder die Russinnen gegenüber um den Einzug in das Halbfinale. Wir lagen vorne und sahen wie der sichere Sieger aus doch dann sollten wir viel Lehrgeld bezahlen und mussten nach extrem spannendem Spiel als Verlierer vom Platz.
Im der darauffolgenden Auseinandersetzung gegen Schweden, an dieser Stelle meine Entschuldigung an die Reinigungskräfte im Hallenstadion, welche "meine" Schwedentorte von der Wand waschen mussten! So hatte ich symbolisch als Motivation fürs Team eine eben solche an die Wand geklatscht, sollte aber leider trotzdem nicht in einem Sieg gegen die Nordländerinnen umgemünzt werden können.
Somit stand Schlussrang 6 als für uns enttäuschendes Resultat fest. 

2012 dann die Saison der Revanche mit der fantastischen Bronzemedaille von Burlington!
Nach schlechtem Start und Niederlage gegen Deutschland waren wir bereits nach dem ersten Spiel mit dem Rücken zur Wand.
Doch auch da erlebten wir ein Team, welches nie aufgab und sich auch schier aussichtslosen Aufgaben stellte und diese mit aufopferndem Einsatz jeweils zu unseren Gunsten zu drehen im Stande war.

So kam es eben wieder zum Viertelsfinale gegen...... Russland!

Wir gewannen diskussionslos 5:2, was in der Höhe und auch Art und Weise uns wohl nur ganz wenige zugetraut hatten.
Das Bronze Medal Game dann wie schon 2008 wieder gegen Finnland war der Lohn dafür. Nun konnten wir beweisen, dass wir aus den vergangenen Jahren gelernt hatten und das taten wir und wie!
Das Erfolgsverwöhnte Finnland, welches zuvor regelmäßig die Bronzemedaille geholt hatte musste sich gleich mit 6:2 geschlagen geben und der große Traum einer WM Medaille wurde wahr.

2013 dann nach Veränderungen im Coaching Staff und den auch dadurch verursachten Unsicherheiten mussten wir wieder einen Rückschlag hinnehmen.
Wir verloren an der WM in Ottawa sämtliche Spiele und fanden uns am Ende auf dem sechsten Rang wieder.
Das die brutale Realität zumindest gemessen an den Resultaten.
Zwar waren wir in vielen Spielen ein ebenbürtiger Gegner, doch sollten die Spiele welche wir eben in der Saison zuvor noch mit einem Tor unterschied gewonnen hatten eben mit einem Tor verloren gegeben werden.
Am schmerzvollsten dabei bestimmt die Niederlage im Viertelsfinale gegen, wie so oft Russland!

Der Grat ist eben extrem schmal, was wir damals schmerzlich erfahren mussten.

Doch wie in den Spielen, Turnieren und Saisons davor galt es die Lehren zu ziehen und wieder aufzustehen.

Die abgelaufene Saison mit dem Höhepunkt in Sochi war dann geprägt von diversen Maßnahmen, welche dies unterstreichen sollten.
So haben wir erstmals zusätzliche Off-ice Camps durchgeführt, mit dem Ziel einmal mehr im Physischen Bereich Fortschritte zu erzielen.
Ebenso galt es Entscheidungen im Staff zu treffen, welche sich im Nachhinein wohl auch als Richtig erwiesen hatten.

Zudem wurden wir auch immer mal wieder vor Entscheidungen gestellt betreffend der laufenden Saisonplanung. Ich erinnere mich da an die Einladung nach Japan, welche wir nach sorgfältigem Abwägen angenommen hatten auch wenn wir von vielen dafür Kritik einstecken mussten.
Wir waren aber überzeugt davon das "Richtige" zu tun und sind den Weg gegangen, welchen wir als zielführend erachtet hatten.

Oder das Heim Turnier (Mountain Cup) im Dezember, welches wir Grenznah an Österreich vergeben hatten. Dass die Grenznähe nicht zur Schweizer Grenze gewählt wurde hatten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht erahnen können und so sahen wir uns eben gezwungen die weite Busreise nach Radenthein unter die Räder zunehmen.

Das Olympische Turnier denke ich ist allen noch in bester Erinnerung.

Die Tatsache, dass wir diesmal gegen Russland wieder die Oberhand hatten und sie an "ihrem" Turnier schlagen konnten, sollte die Serie bestätigten in den geraden Jahren die Spiele gegen Russland zu gewinnen.
Einziger Unterschied zu den Jahren zuvor, in welchen wir um Edelmetall mitkämpfen konnten haben wir aber im Halbfinale nicht einfach nur gut ausgesehen und Kräfte schonen müssen sondern sind voll mitgegangen und haben die Kanadierinnen bis zum Schlusspfiff fordern können!

Das war wohl eines der besten Spielen, welche eine Schweizer Frauen Nationalmannschaft je abgeliefert hatte und hat uns national, wie auch international enorm viel Respekt verschafft.

Das Spiel um die Bronze Medaille gegen Schweden dann hatte nicht sehr erfolgsversprechend begonnen, doch wie so oft ist das Team wieder und wieder aufgestanden und hat sich mit einer enorm starken Teamleistung den verdienten Lohn in Form der Olympischen Bronze Medaille abgeholt! 

Ich selbst hätte mir vor sieben Jahren in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können auf so viele Erfolge zurückblicken zu können.

Immer Top Division davon drei mal im Bronze Medal Game und zwei davon zu unseren Gunsten entscheiden zu können, das ist einfach nur grossartig und erfüllt mich ebenso mit Stolz wie die Gewissheit das Team auf Rang drei der Weltrangliste in neue Hände übergeben zu können!

Ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken für diese wunderschöne Zeit welche ich im Kreise der Nationalmannschaft verbringen durfte!

Allen Staffmitgliedern welche mich in meiner Zeit begleitet hatten, den Verantwortlichen von swiss-icehockey allen voran bei Peter Lüthi und Sarah Haslebacher aber auch bei swissolympic für die Unterstützung welche in Zukunft hoffentlich weiter ausgebaut werden kann.

Die wichtigsten aber zum Schluss, die Spielerinnen!!

Die Spielerinnen, welche sich mit sehr viel Leidenschaft und Einsatzwille für den Erfolg und die Schweiz zerreissen.
Ihr seid damit Vorbilder für viele Mädchen in der Schweiz, welche davon träumen irgendwann das Natidress überziehen zu dürfen und die Herausforderung annehmen werden um WM und Olympiamedaillen kämpfen zu dürfen, genauso wie ihr dies bereits sehr erfolgreich getan habt! 

Seid Stolz auf das Erreichte und Hungrig auf weitere Erfolge!

Ich werde Euch verfolgen und mit Euch mitleiden und mitfiebern genau so wie ich dies in den letzten Jahren als Euer Team Manager getan habe.

Vielen Dank und Hopp Schwiiz!!!!!

 

Herzlichst,

euer Pipo