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Tuesday, 09. April 2013 00:01

 

A-Nati: WM-Fazit

Frauen-Nati: Zurück in der Realität

Sechster WM-Rang, fünf Niederlagen in Folge: Die Schweizer Frauen-Nati ist nach dem letztjährigen Höhenflug mit dem Bronzemedaillen-Gewinn auf den Boden der Realität zurückgekehrt. Fünf Niederlagen lassen eigentlich keine positive Bilanz zu, verdeutlichen jedoch, wie eng die Nationen auf den Rängen 3 – 8 zusammengerückt sind.

Dem jungen Team mit acht WM-Neulingen und einem Durchschnittsalter von knapp 22 Jahren fehlte es nach dem Triumph von Burlington vor allem an Erfahrung. Die zurückgetretenen und verletzten Spielerinnen (allen voran die Rekordinternationale Kathrin Lehmann) hinterliessen eine Lücke von über 600 Länderspielen. Diese zu füllen, ist dem Team auf Anhieb nicht gelungen. Den Schweizerinnen fehlte im entscheidenden Viertelfinal gegen Russland aber auch das Wettkampfglück und die Treffsicherheit im Abschluss. Nur gerade fünf Tore in fünf Spielen – bei 27 Gegentoren –, das ist schlichtweg zu wenig. Damit lassen sich keine Spiele gewinnen, auch wenn die Gegner stark oder teilweise gar übermächtig (Kanada, USA) waren. Wer einen Spitzenplatz im Visier hat, muss mehr aus seinen Chancen machen, noch disziplinierter spielen und weniger Strafen nehmen.

Es war für das Schweizer Team eine willkommene Tatsache, dass ein Abstieg nicht möglich war. Und trotzdem kann man dem Team – mit Ausnahmen, so zum Beispiel die katastrophale Leistung im Mitteldrittel im letzten Spiel gegen Deutschland  – nur bedingt etwas vorwerfen. Die Schweizerinnen spielten ihr Hockey und das war gegen Finnland nicht schlecht, gegen Kanada und die USA schlichtweg nicht gut genug, zu langsam und zu hektisch, gegen Russland war man mit dem Gegner auf Augenhöhe. Die junge Mannschaft hat sich vom ersten WM-Tag an in eine positive Richtung entwickelt, doch auch das reichte schliesslich nicht aus, um über sich hinauszuwachsen. Vor allem nicht im letzten Spiel, nach der Enttäuschung über die Nicht-Qualifikation für die Halbfinals.

Andere Nationen haben mehr investiert, allen voran die Russen mit Blick auf die Olympischen Spiele im eigenen Land. Sie haben bewiesen, wie wichtig ein ausgebautes Trainingsprogramm ist und was die erneute Integration von älteren Spielerinnen mit langjähriger Erfahrung bewirken kann. Ähnliches gilt für Deutschland, wo die besten Spielerinnen nach wie vor von der (Trainings-) Unterstützung der Bundeswehr profitieren können. Davon ist man in der Schweiz leider immer noch (zu) weit entfernt.

Der Modus an den Olympischen Spielen in Sotschi in 10 Monaten wird der gleiche sein, erneut werden die Schweizerinnen gegen die „Besten der Welt“ – Kanada, die USA und Finnland – antreten müssen und auf einen Exploit im Viertelfinal hoffen. In Sotschi werden die Rookies ein Jahr älter sein und haben die ersten, überwiegend negativen Erfahrungen auf höchstem Niveau hinter sich. Erst 2015 wird die Schweiz an der WM wieder in der „Todesgruppe“ eingeteilt sein – bis dahin wird der Weg der Frauen-Nati nicht einfacher.

Die WM in Ottawa ist vorbei, mit ernüchternden Resultaten, einer durchzogenen, trotzdem aber eher positiven Bilanz. Daraus gilt es, die richtigen Schlüsse zu ziehen, auf allen Stufen und vor allem auch bei den Spielerinnen selber …