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Die Schweiz gewinnt den Viertelfinal

Saturday, 28. August 2021 23:28

 

Schweiz schreibt Geschichte

Der Weg war lang, hart und voller Vorurteile. Doch die Schweizerinnen überkamen dem Druck und dem Rückstand und kehrten das Spiel gegen die Mannschaft des ROC in den letzten 10 Minuten um den Sieg in Overtime zu holen. Damit steht die Schweiz im Halbfinale der WM. Zum ersten Mal seit 2012!

Das «Spiel der Spiele» wie es die Schweizerinnen auch gerne nannten stand eher unter einem schlechten Vorzeichen. 4 Gruppenspiele und ebenso viele Niederlagen, «nur» ein Tor geschossen und das ausgerechnet von der verletzt ausgefallenen Teamleaderin Alina Müller.
Nein, die Karten standen nicht günstig. Dachte man.

Doch im Inneren war das Team intakt geblieben, raufte sich zusammen und wusste um die Bedeutung dieses Viertelfinals. Dass mit dem Team ROC derjenige Gegner auf dem Eis stand, welchem man zuvor so nahe wie keinem anderen gekommen war, machte die Sache noch spannender.
So organisierte man sich, stellte Linien und Specialteams um, trainierte, redete miteinander und baute den für grosse Taten notwendigen Spirit auf.

Doch kaum auf dem Eis sollten die Geister wieder einfliegen, welche das Team von Headcoach Colin Muller nur schon zu oft begleitet hatten. Die ersten beiden Shifts waren die Schweizerinnen im Vorwärtsgang ehe sich Russland das erste Mal im dritten Einsatz in die Zone der Schweizerinnen kämpfen konnte. Kadirova schoss auf Andrea Brändlis Tor, diese musste abprallen lassen und in der Mitte ging die junge Rodnova vergessen, welche nach nur 78 Sekunden zum 1:0 traf.
Abschütteln und weitermachen. Doch es sollte weiterhin das gewohnte Bild sein. Der Gegner mit der Oberhand, die Schweiz mit wenig Druck im Offensivdrittel und entsprechend schmaler Ausbeute. Es kam wie es kommen musste, Markova nutzte bei angezeigter Strafe gegen die Eisgenossinnen den Platz, umrundete das Tor und schlenzte den Puck ins nahe Kreuz.

Colin Muller zog die Notbremse, wechselte die bemitleidenswerte Brändli aus und überliess das Tor Saskia Maurer. Der Weckruf sass und die Schweizerinnen stemmten sich nun gegen einen noch grösseren Rückstand. Die zwei Tore hielten Stand bis zum Ende des Startdrittels.

Im zweiten Abschnitt übernahmen die Schweizerinnen sofort das Diktat und setzten die Russinnen unter Druck. Zählbares schaute nichts dabei heraus, jedoch hielt man auch den Gegner weitestgehend in Schach. Nur bei Überzahlsituationen trumpfte die Sbornaja mit starkem Pass- und Abschlussspiel auf. Doch wo die hervorragend disponierten Penaltykiller nichts mehr ausrichten konnten stand Maurer wie eine Wand.

Das gab weiter Hoffnung für ins 3. Drittel, welches aber auch schon wieder bei fast der Hälfte stand als Noemi Ryhner Dominique Rüegg über den Flügel lancierte, diese die in der Mitte anstürmende Evelina Raselli fand und diese – endlich – die Lücke fand und Merkusheva bezwang. Die Bankexplosion auf Schweizer Seite läutete eine historische Wende ein, auf welche das Schweizer Team nun schon seit einem halben Jahrzehnt wartet. In der 58. Minute musste eine Russin die Strafbank aufsuchen, Muller nahm sein Timeout und zog Saskia Maurer. Zu Sechst schafften es die Eisgenossinnen den Puck im Offensivdrittel zu halten und Lara Christen passte zu Phoebe Staenz auf der linken Seite. Diese feuerte einen Schuss in Richtung russisches Tor und fand den Stock von Dominique Rüegg, welche ins Tor ablenken konnte. Auf einmal klappte, was zuvor fast nicht mehr möglich schien. Der Eruption auf der Bank der Schweizerinnen war dementsprechend.

Das Spiel musste also in die Verlängerung, wo beide Teams je zwei dicke Chancen hatten. Da übernahm Sinja Leemann in der Ecke beim eigenen Tor eine verfehlte Scheibe, sprintete los und schüttelte ihre Verfolgerin ab. Rechts lief Laura Zimmermann mit und lief sich in Position. Leemann flippte die Scheibe über die mitgelaufene russische Verteidigerin und Zimmermann zog voll durch.

Und was folgte ist Geschichte und auf den sozialen Medien tausendfach geteilt. Die Scheibe schlug ein und erlöste die Schweizerinnen. Die Russinnen hatten für dieses Mal das Nachsehen. Von den Schweizerinnen eine historische Willensleistung, welcher grossen Respekt gezollt werden darf.

Das Team feierte seinen Sieg entsprechend und steht am Montag gegen einen noch zu bestimmenden Gegner im Halbfinal.

Die weiteren Resultate des Tages findest du hier: Link.

 

Russian Olympic Comittee - Schweiz 2:3 ot (2:0, 0:0, 0:2, 0:1) – Telegramm / Bericht IIHF

WinSports-Arena / Calgary (CAN) - 0 Zuschauer

Tore: 2. Rodnova (Ganeyeva, Kadirova) 1:0. 9. Markova (Korzhakova, Rodnova; Strafe gegen die Schweiz angezeigt) 2:0. 50. Raselli (Rüegg, Ryhner) 2:1. 58. Rüegg (Staenz, Christen; Schweiz ohne Torhüterin; Ausschluss Falyakhova) 2:2. 66. Zimmermann (Leemann) 2:3.

Strafen: 4 x 2 Minuten gegen die Schweiz, 5 x 2 Minuten gegen ROC.

Schweiz: Brändli (Maurer); Marti, Christen, Hauser, Vallario, Wetli, Sigrist, Forster, Hofstetter; Stalder, Leemann, Staenz, Ryhner, Raselli, Rüegg, Lutz, Rüedi, Zimmermann, Quennec, Ingold, Enzler.

Bemerkungen: Schweiz ohne Spies, Frey (überzählig) und Alina Müller (verletzt). Best Player Schweiz: Saskia Maurer. Schussverhältnis 36:30.