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Thursday, 25. February 2021 05:00

 

Women's League: Vorschau auf die Playoffs

Wer hätte das gedacht? Die Women’s League konnte als eine der wenigen Sportligen der Schweiz trotz Pandemie die Vorrunde vollständig zu Ende spielen und darf nun auf ein spannendes Playoff schauen. "Battle of the lakes" heisst es dieses Jahr. Von allen Eishallen der Titelaspirantinnen ist es nur ein Katzensprung an ein bekanntes Gewässer. Zeit, die «schönste Zeit des Jahres» mit einer Vorschau zu würdigen.

ZSC Lions gegen den EV Bomo Thun und die Ladies Lugano gegen Liganeuling Thurgau Indien Ladies. So lauten die Halbfinalpaarungen in den Best-of-Five-Serien. Alles klar für einen weiteren Final Zürich gegen Lugano? Oder kommt es in diesem «Battle of the lakes» zu einer Überraschung? Was dafür oder was dagegenspricht:

ZSC Lions vs EV Bomo Thun

Auf den ersten Blick scheint die Sache klar. Die Lions haben 3 der 4 Saisonduelle gewonnen und nur eines im Penaltyschiessen verloren. Die Lions haben zudem die letzten 5 Saisonspiele gewonnen und können wieder auf Teamstütze Isabel Waidacher zählen. Sie ist in dieser Serie mit 1.73 Punkten pro Spiel die produktivste Feldspielerin dieser Serie. Zwar hat sie bislang nur 11 Spiele bestreiten können, ist aber trotzdem Topskorerin ihres Teams! Und das auf Rang 9 der Skorerwertung der Liga. Die wahre Stärke der Lions liegt demnach auch nicht bei Einzelspielerinnen, sondern im Kollektiv. Gerade in taktische Hinsicht ist die doch junge Truppe vom Zürichsee enorm gereift, hat dadurch auch Spiele gewonnen als die Verletzungshexe am heftigsten zugeschlagen hat. Ein weiterer Fakt ist, dass alle diese Saison eingesetzten Löwinnen mindestens einen Skorerpunkt geholt haben. Und wenn es einmal nach vorne weniger klappt, dann sorgt hinten ein starkes Kollektiv an Goalies für den nötigen Rückhalt. Allen voran Frankreichs Natigoalie Caroline Baldin. Sie war zwar Anfang der Saison out, musste sich danach aber in ihren 15 Einsätzen nur gerade 12 mal geschlagen geben. Ein Wahnsinnswert und für die Lions eine Eintrittskarte in den Final. Oder?

Dagegen hat ihr Gegner aus dem Berner Oberland mit Sicherheit etwas einzuwenden. Bomo steht erstmals wieder in der Runde der letzten 4 und musste schon die ganze Saison kämpfen, ist sich den Playoff-Modus schon gewöhnt. Die Top 3 Stürmerinnen der Serie kommen alle aus Thun und vereinen 63 Skorerpunkte auf sich. Herausragend zeigt sich dabei Laura Zimmermann. Der Stern der jungen Oberländerin ging diese Saison definitiv auf, ihre 22 Tore diese Saison bedeuten Rang 3 in der nationalen Wertung! In ihrer Linie spielt neben Klubikone Andrea Schranz auch Lena Marie Lutz. Die Nationalstürmerin laborierte lange an einer Verletzung ehe sie die zweite Saisonhälfte in Angriff nehmen konnte. Läuft es ihr und ihrer Linie, so vereinen sie sich mit dem Ausländerblock zu einen ernstzunehmenden Gegner für die Zürcherinnen. Dagegen spricht allenfalls, dass 8 von Thun eingesetzte Spielerinnen diese Saison noch nie in die Punktewertung kamen. 4 davon sind Stammkräfte. Doch das muss nichts heissen, wenn mangelnde Produktion durch Goaltending wett gemacht werden kann. Denn nach Sandra Heims verletzungsbedingten Ausfall sprang Natigoalie Saskia Maurer ins kalte Wasser und führte die Thunerinnen in 4 Einsätzen zu 3 Siegen. Und im Naticamp in Romanshorn zeigte die nervenstarke Bernerin eine steile Formkurve.

ZSC vs. Bomo wird ein Duell der taktischen Stilsicherheit gegen das Momentum der Playoffqualifikation. Schaffen es die treffsichereren Berner Stürmerinnen, den jüngeren Playoffneulingen aus Zürich die Nervosität zu impfen, dann kann es in dieser Serie eine Überraschung geben. Bleiben die Zürcher Youngsters hingegen so cool wie in der Regular Season, so wird wohl Zürich ein weiteres Mal um den Kübel spielen.

HC Ladies Lugano vs. Thurgau Indien Ladies

Auch in dieser Serie scheint die Lage eindeutig. Lugano hat bislang 3 der 4 Duelle klar gewonnen und nur im Kehrausspiel vom vergangenen Wochenende den Kürzeren gezogen. Wäre da nicht das Momentum, der seelische Dämpfer auf dem Weg zum x-ten Final. Zuletzt bezogen sie in 3 Spielen 2 Niederlagen, gegen die ZSC Lions mit einem 1:10 gar eine veritable Klatsche welche Spuren hinterlassen hat. Spielt nämlich Superstar Michelle Karvinen nicht mit, so ist das Teamgefüge derart durcheinander, dass das Tessiner Powerhouse Risse bekommt.
Doch alles halb so schlimm. Spielt Karvinen mit, verliert Lugano praktisch nie. Der Zuzug der finnischen Ausnahmekönnerin darf als Coup bezeichnet werden und mit den Natistürmerinnen Evelina Raselli (von Brynäs) und Noemi Ryhner (von Reinach) gelangen Teamchef Sidney Piaget weitere Ausrufezeichen. Diese Toplinie alleine brachte es auf 114 Punkte diese Saison und hat manch ein Spiel noch in den letzten Minuten gedreht. Karvinen mit über 3 Punkten pro Spiel hat noch in keinem Spiel nicht gepunktet und dürfte das auch in den Playoffs nicht ändern. Ebenso treffsicher sind Raselli und Ryhner was die Linie unberechenbar macht. Doch dahinter nehmen die Zahlen auch markant ab. Viertbeste Skorerin am Luganersee ist nämlich eine Verteidigerin. Nicole Bullo, immer noch schnell und spielfreudig wie eh und je ist die produktivste Verteidigerin der Liga und lässt die anderen Luganese hinten anstehen. Doch auch dort wartet viel Feuerkraft. Romy Eggimann, Keely Moy und Andrea Odermatt können jedem Gegner Paroli bieten und mit Franziska Stocker, Elena Gaberell oder Lisa Poletti warten weitere Geheimtipps, entdeckt zu werden. Mit Alexandra Lehmann könnte ein Goalie am Schweizer Torhüterhimmel auftauchen, welcher aufgrund der Grösse bereits einen grossen Teil der Schüsse abwehren kann. Zusammen mit Giulia Mazzocchi bildet sie ein ausgeglichenes Goalieduo und verleiht der Defense so die nachhaltige Stabilität. Schaffen es ihre Verteidigerinnen davor, die möglichen Abpraller unter Kontrolle zu halten, so steht der Weg in den Final offen. Oder?

Vieles kann die Statistik nachweisen, nicht aber die Regeln der Playoffs. Frisch gegründet sind die Thurgau Indien Ladies bereits in der ersten Saison in die Playoffs gestürmt und haben sich nach einer Findungsphase Anfang der Saison zur 3. Kraft in der Womens League gemausert. Zahlreiche Natispielerinnen haben den Weg an den Bodensee gefunden und das Team von Sportchef Tom Naef auf Kurs gebracht. Phoebe Staenz ist in der Liga die beste Skorerin mit Schweizer Pass und Sturmpartnerin Simona Studentova (CZE) fungiert ebenfalls in den Top 5 der Punktesammlerinnen. Und sie haben bewiesen, dass sie auch gegen die grossen Teams der Liga mithalten können. Jüngster Beweis: das 3:1 im Tessin zum "Warm-up" auf das erste Duell am Samstag und zuletzt 3 Siege in Folge in der Quali. Das Kader hat aber darüber hinaus schon eine erstaunliche Breite und das erfolgreichste Powerplay der Liga. Jeder 5. Versuch endet mit einem Tor und auch in Unterzahl liegen die Ostschweizerinnen auf Rang 2 der Liga. Möglich macht dies auch ein Luxusproblem auf der Goalieposition. Nicht weniger als 5 Optionen hat das Trainerduo Rehmann/Stiefel zur Verfügung. Nebst Nordamerikarückkehrerin Janine Alder kam auch Roxanne Kis zum Einsatz. Unter anderem beim 3:1-Sieg gegen Lugano. Einen Einsatz hatte Jessica Streicher. Die weiteren Kadergoalies Ramona Forrer und Monja Wagner hatten gar noch nie das Vergnügen, den Kasten der Indien Ladies zu verteidigen. Alder gehört zur Top 3 ihrer Branche in der Liga und kann mit ihrer grossen Erfahrung, welche bis zu olympischen Spielen reichen (Shutout gegen Südkorea) ihrem Team den notwendigen Rückhalt geben. Schaffen es ihre Vorderleute, die Luganese an gefährlichen Abschlüssen aus dem Slot zu hindern, so  wird ihnen nur schwer ein Puck ins Netz zu setzen sein. Denn immerhin erhalten die Ladies vom Bodensee am zweitwenigsten Gegentreffer pro Partie. Schaffen sie das auch gegen Lugano, so kann der Weg noch weit führen.

Lugano gegen Thurgau ist das Duell der überragenden ersten Sturmreihen gegen talentierte und erfahrene Verteidigungsduos. Sind es am Schluss die Torhüterinnen, welche den Unterschied machen oder doch die zweiten und dritten Linien ihrer jeweiligen Teams? Harmoniert es in der "KaRaRy"-Linie Luganos, so wird das über die Dauer der Serie für Thurgau eine grosse Hypothek sein. Setzen die Thurgauerinnen aber aus purer Freude über den bisherigen erfolgreichen Saisonverlauf zum Höhenflug an, dann kann es für Lugano gefährlich werden.

Antworten und vor allem Livestreams gibt es ab Samstag frei Haus. Infos zu den Streams folgen laufend nach Eingang der Informationen.

Wir wünschen viel Spass, Spannung und Emotionen.