News

Wednesday, 13. February 2013 18:46

 

Tops und Flops

Es war ein Wochenende der Emotionen, der Freude und der Tränen. Die entscheidende Olympiaqualifikation ist zu Ende, die letzten Teilnehmer stehen fest. Im Gegensatz zu deren Männerteams reisen die Frauen aus Deutschland und Japan an die olympischen Winterspiele in einem Jahr.

So bleibt ein Blick zurück auf die 5 Tops und Flops der Qualifikation:

Top

  1. Dänemark
    die Cinderella-Story aus dem Norden erinnerte an den Durchmarsch der Slowakei von vor 4 Jahren. 8 Spiele und zwei Turniere gewannen die Däninnen en suite und waren selbst gegen stärkere Gegner spielbestimmend. Erst im allerletzten Spiel wurden sie von Japan gestoppt und landeten wieder brutal auf dem Boden der Realität. Trotzdem sind sie die klaren Gewinner der bisherigen Saison und werden auch an der Div. IA-WM in Norwegen ein Wörtchen mitreden.
  2. Japan
    Was lange währt wird endlich gut. Oder, der immense Aufwand wurde belohnt.
    Eigentlich nichts liessen die Japanerinnen unversucht, die Qualifikation für Sotschi zu schaffen. Trotz des grossen Fleisses und der unglaublichen Disziplin wollte ihnen zuletzt nichts so richtig gelingen. Seit Mai 2012 standen sie jeden Monat für eine Woche zusammen auf dem Eis oder im Off Ice Training um den Traum wahr werden zu lassen. Und sie zogen schliesslich in der Hammergruppe in Poprad das grosse Los. So kommt die „alte“ Garde um Nakaoku, Kubo und Hirano doch noch zu ihren olympischen Ehren.
  3. Deutschland
    Wer sich qualifiziert ist zwangsläufig unter den Tops zu finden. Man darf jedoch nicht vergessen, welch immenser Druck auf den Schultern unserer nördlichen Nachbarn lastete. Hinter eine Qualifikation stand nicht nur olympische Ruhm sondern auch der Fortbestand des Bundeswehrprogramms, welcher immerhin einem gute Dutzend Spielerin das Leben als Eishockeyprofi ermöglicht. Es ist nicht auszuschliessen, dass ein „Versagen“ das Programm gefährdet und wohl einen Haufen Spielerinnen Ende Saison zum Rücktritt bewogen hätte.
    Jetzt geht es sicher noch bis Sotschi weiter. Und das ist für das deutsche und internationale Fraueneishockey gut so.
  4. Tschechien
    Nein, sie haben sich nicht qualifiziert und mussten bitter erleben wie nach ihrer Niederlage gegen den Gastgeber ebendieser die Qualifikation feierte. Aber eines steht jetzt schon fest: Tschechien wird mittel- und langfristig die Landkarte Europas verändern. Das Team ist sehr jung und die Nachwuchsquelle sprudelt scheinbar ohne Nachlass neue Talente nach oben. Der durchschlagende Erfolg der U18 und der U15 wird sich irgendwann in den Resultaten der A-Nati niederschlagen. Dann, wenn sich die Leistung nicht mehr auf 2 sondern auf alle 4 Blöcke verteilt.
  5. Holland!
    ja, Totgesagte leben länger. Gewannen etwas überraschend des erste Turnier in Polen und stellten dann in Schanghai den Französinnen ein Bein. Für diesen Effort bis in die zweite Runde gibt’s den fünften Platz.

Flop

  1. Kasachstan
    befindet sich im freien Fall. Seit dem Abstieg 2011 in Winterthur werden sie nach hinten durchgereicht. Den Startplatz in Weiden, notabene als Nr. 2 des Turniers erreichten sie nur rechnerisch aufgrund längst vergangener Zeiten. Sportlich jedoch geht es nicht mehr vorwärts, die Mannschaft aus Zentralasien steht gegen jeden Gegner praktisch nur noch hinten rein. So lassen sich vielleicht einzelne Punkte holen, jedoch keine Turniere mehr gewinnen.
    Für eine Mannschaft die in dieser Besetzung als Klub und Nati zusammen spielt zu wenig.
  2. Slowakei
    brutal eigentlich für die Überflieger der Saison 2008/2009. Jedoch ist der Glanz von damals dem Alltag gewichen und auch die beiden unbestrittenen Stars das Teams, Jana Kapustova und Goalie Zuzanna Tomcikova vermögen den Karren nicht mehr im Alleingang zu ziehen. Resultat: letzter Platz am Heimturnier! Eine herbe Enttäuschung für die in der gesamten Olympiaquali nominell topgesetzten Osteuropäerinnen. Das könnte durchaus der Beginn einer längeren Leidenszeit für die Slowakei werden, fehlen ihnen durch das Abschneiden in Poprad per Ende der Saison 2013/2014 wichtige Weltranglistenpunkte. Bereits im Hinblick auf 2018… Und der Nachwuchs? Eher kein Hoffnungsschimmer.
  3. Norwegen
    dem Programm im hohen Norden gebührt Respekt! Was sie in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben ist verglichen zu anderen Nationen vorbildlich. Sie wurden bis vor kurzem von George Kingston trainiert, sind physisch und technisch sehr stark. Viele Spielerinnen finden sich in der schwedischen Eliteliga und die jungen Spielerinnen sind auch über dem Teich ein Thema.
    Jedoch scheitern sie immer wieder in den entscheidenden Momenten. So auch in Poprad als sie gegen Japan eine 3:0-Führung aus der Hand gaben und gegen Dänemark im Penaltyschiessen verloren.
    Für die älteren Spielerinnen bedeutet die kommende Heim-WM so etwas wie der letzte Zeitpunkt für einen Exploit um wenigstens noch von Schweden 2015 träumen zu können. Angesichts der Konkurrenz eine schwierige Aufgabe.
  4. Frankreich
    Nein, wir wollen nicht frech sein. Christine Duchamps hat wunderbare Arbeit geleistet und beim Verband ein Programm mit Hartnäckigkeit und Überzeugung durchgeboxt. Mittlerweile spielen fünf Französinnen in Montréal, eine davon gar in der CWHL!
    Aber sportlich kommen „Les Bleus“ einfach nicht weiter. Trotz des Stützpunktes in den Alpen und ganzwöchigen Trainingslagern jeden Monat während der Saison sind die technischen Mängel immer noch eklatant.
    Kein Wunder also, schieden die Französinnen bereits im November aus dem Olympiarennen aus, verloren gar gegen Holland im Penaltyschiessen. Notabene die einzigen Punkte Hollands in jenen Tagen.
    Die Frage bleibt, wann die Équipe Tricolore dereinst wieder in die Div. IA aufsteigen kann. Im April versuchen sie es zum zweiten Mal in Folge an einer Heim-WM. Dieses Mal in Strasbourg, unweit der Schweizer Grenze…
  5. Österreich
    Nein, auch hier wollen wir keinen diplomatischen Zwischenfall herbeirufen. Aber auch für unsere Nachbarn gilt: wie lange kann sich Österreich noch halten? Aus ebenfalls schon im November gegen Dänemark. Der Nachwuchs kommt nur schleppend voran und die Stars um Altmann, Schwärzler und Kanthor werden auch nicht ewig dabei sein. So bleibt nur die Hoffnung, dass das grosse Engagement von Martin Kogler das Programm auf den Beinen hält und sich die Arbeit der vielen Profitrainer der letzten Jahren auszahlt.
    Wir würden es nur schon Eva gönnen.

Jaja, soll sich die Schweiz doch an der eigenen Nase nehmen werden jetzt einige denken. Keine Angst, auch die Eisgenossinnen stehen vor Herausforderungen. Und werden diese wie alle anderen auch angehen.

Europa ist im Wandel, Hierarchien verschieben sich. Und das ist gut so. Für’s Frauenhockey hier und da.