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Monday, 04. February 2008 21:15

 

Interview mit René Kammerer

René Kammerer, gestern abend spät aus Schweden zurückgekehrt. Wie war der Trip?
RK: Aus beruflichen Gründen konnte ich leider nur 2 Tage vor Ort sein. Samstag früh hoch, Sonntag spät zurück. Also etwas lebhaft das ganze.

Was bewog dich, nach Schweden zu reisen?
RK: Nun, da gab es diverse Gründe. Nachdem Michael Fischer die Liga in den USA begutachtet hat, wollten wir die Gelegenheit nützen, auch das europäische Spitzen Klub Eishockey sehen. Und wo ginge das besser als am Final Turnier der Landesmeister? Dann waren etliche Spielerinnen aus dem Nationalprogramm im Einsatz. Diese auf einer solchen internationalen Bühne zu sehen, ist auch aufschlussreich. Weiter waren Nationalspielerinnen aus anderen Nationen vor Ort, sowie etliche andere internationale Kontaktpersonen. Auch das war/ist wichtig für uns, wollen wir den Anschluss nicht verlieren.

Wie viele und welche Spiele hast du gesehen?
RK: Gesehen habe ich 4 Spiele. Lugano – Espo (3:4); Berlin – Aisulu (1:4); Aisulu – Lugano (5:1) und zum Schluss noch AIK : Berlin (4:3).

Was sagst du zu den Spielen im allgemeinen?
RK: Das was ich gesehen habe, war spannend, nicht immer im Sinne des Resultates sondern im Sinne vom Fraueneishockey. Die Spiele waren auf gutem bis sehr gutem Level. Im letzten Spiel spürte man, dass AIK nicht mehr mit Volldampf dahinter war (Turniersieg stand fest), wobei OSC Berlin sehr clever gespielt hat!

Und zu den einzelnen Teams?
RK Auffallend, dass praktisch alle Teams mit mehr als 3 kompletten Blöcken spielten. Fast alle Teams setzten alle Spielerinnen ein.
Hier ist mir insbesondere Berlin aufgefallen. Die hatten einige Ausfälle, aber da die Entscheidungen um die Medaillen gefallen waren, haben sie wirklich alle eingesetzt. Und diese sogenannten Ergänzungsspielerinnen haben eine hervorragende Figur abgegeben, und sicherlich viel profitiert. Diese Erfahrung werden sie wieder zurückgeben können. Diesen Weg haben nicht alle gewählt. OSC hat nun übrigens angekündigt in die europäische EWHL zu gehen. Obwohl „nur“ 5. an diesem Turnier muss ich sagen Respekt.
Team Aisulu entspricht dem kasachischen Nationalteam, sind nun mal mehr oder weniger Profis. Wobei sie mich nicht so sehr überzeugt haben in Vallentuna. Haben ein wenig Ostblock Mentalität an den Tag gelegt. (Aber das mein Eindruck)
Bei Solna spielten im letzten Spiel 4-5 Spielerinnen nicht mehr, und nicht die Ergänzungsspielerinnen. Nein. Roth; Becker usw. Also internationale Top Spielerinnen. Und hatten noch immer mehr als 3 Blöcke auf dem Eis. Zudem jeder dieser Blöcke individuell sehr stark besetzt. Wenn die also trainieren sind das mehr als 20 Spielerinnen, die Gas geben wollen/können, und die um den Platz im Klub kämpfen müssen.
Espo ist nicht ganz so ausgeglichen (habe aber nur 1 Spiel gesehen), und in jenem Spiel gegen Lugano mit den bekannten finnischen Tugenden.

Auffallend, keine dieser Teams baut im Verlauf eines Spiels merklich ab. Die spielen clever, können geduldig warten. Halten die Pace, und dann, wenn der Gegner nachlässt, schlagen sie zu.
Bei Lugano sicherlich die Ausländerinnen ganz stark. Die tun auch unserer hiesigen Meisterschaft gut, so nebenher gesagt. Ansonsten halte ich mich zurück mit der Beurteilung unseres Meisters.

Was sagst du zum Resultat des Schweizer Meisters Lugano?
Wie gesagt, habe ich nur 2 Spiele gesehen. Gegen Espo führten sie 3-1. Das Spiel haben sie etwas unglücklich aus der Hand gegeben. Ich denke, da wäre mehr möglich gewesen. Aber mit den Verantwortlichen konnte ich noch nicht sprechen.
Aisulu war einfach besser. Auffällig bei Lugano die Kaderdecke. Mehrheitlich habe ich nur 2 Blöcke gesehen. Und an diesen beiden Spielen reichte das nicht.

Aber wenn man im Tessin das Turnier analysiert und die richtigen Schlüsse zieht, lässt sich was aufbauen. Die Frage wird sein, wohin man will, und zu welchem Preis. Nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich.
Es stellt sich mir die Frage, ob die EWHL für Lugano ein Thema sein könnte. Den Weg, den OSC nun beschreitet.

Und was lief neben den Spielen so?
Ja, ich konnte mich mit Vertretern von Torpedo Moskau unterhalten. Dann mit dem österreichischen Verband und anderen. Da gab es wieder sehr gute Ideen und Gedanken. Diese muss ich aber selber einmal ordnen. Das eine oder andere wird man weiterverfolgen können. Ein Beispiel wären Länderspiele auf U 14 oder U 15 Stufe. Keine grosse Aufmache dahinter, einfach für 1 max. 2 Tage oder so. Aber es gibt noch weitere Ideen. Wir haben bekanntlich eine Fraueneishockeykommission. Dort können wir diese bei Gelegenheit diskutieren. Unter dem Strich kommt wieder die Frage, wohin wollen wir mit dem Fraueneishockey in der Schweiz.

Welches Fazit ziehst du aus dem Trip?
In der Regel brauche ich etwas Zeit, um meine Eindrücke zu verarbeiten, und daraus Ideen und Vorschläge zu entwickeln. Soweit bin ich noch nicht.

Spontan im Kopf habe ich im Moment, wie machen wir in der Schweiz das Produkt Fraueneishockey für die Öffentlichkeit interessanter. Weil das muss es – meiner Ansicht nach – werden. Es muss attraktiv sein, attraktiver werden für Zuschauer, für Sponsoren, Spielerinnen, Funktionäre usw. Aber ich schweife ab, sorry
Mein Fazit ist, dass international bereits auf Klubstufe die Entwicklung enorm schnell voran schreitet. Sicherlich nicht in allen Ligen, sicherlich nicht bei allen Klubs. Auch in Deutschland musste sich ein Team mangels Spielerinnen zurückziehen. Aber, im grossen und ganzen geht es rund herum vorwärts. Ich sehe leider nur sehr selten CH Vertreter an diesen Meeting, und Frage mich schon ein wenig, ob wir in die gleiche Richtung gehen. Wobei eine solche Vertretung zu definieren wäre.

Zum Schluss noch ein anderes Thema, am Mittwoch wird das Nationalteam in Romanshorn zusammengezogen, der Mountains Cup steht an. Welches Gefühl hast du beim Gedanken daran?
Vorfreude, ganz klar. Vorfreude. Motivierte Spielerinnen, ein toller Staff, und gute Gegner. Mit dem EZO Romanshorn ein echter Partner, der uns unterstützt, und mit den Pikes eine tolle Platzorganisation. Ich freue mich darauf!

René, besten Dank und viel Glück am Mountain Cup