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We are truly ONE

Friday, 13. April 2007 00:09

Von: René Kammerer

A-Nati ist zurück aus Winnipeg

Die WM ist vorbei. So schnell ist es gegangen, und wir sind wieder zu Hause bei unseren Familien. Die ersten Zeilen dieses Grusses wurden am Dienstag den 10. April wiederum in unserem Hotelzimmer getippt...

...Das Turnier ist – für uns – vorbei. Noch stehen die beiden Finalspiele an. Im kleinen trifft die Nummer 3 der Welt auf die Nummer 4. Schweden auf Finnland. Im Final am Abend, in der ausverkauften Halle dann USA (Nr. 2) auf Kanada (Nr. 1).

Gestern noch waren wir im Rennen dabei. Wir lieferten den Schweden einen harten Match. Müssen am Schluss aber zugeben, dass das 3 Kronen Team die bessere Mannschaft war, und daher den Einzug verdient hat. Auch gestern wieder haben die Eisgenossinnen einen enormen Kampfgeist und viel Herz in das Spiel gelegt, und damit die Zuschauer (knapp 4000) auf ihre Seite gezogen. Bis zur letzten Sekunde haben alle das letzte aus sich rausgeholt. Als dann der Schlusspfiff ertönte, und die schwedische Hymne erklang, kullerten einige Tränen die Gesichter runter. Über ein Jahr Vorbereitung liegt hinter uns, ein Jahr des Drucks, der Spannung, der Entbehrungen. Über 12 Monate hartes Training und etliche Zusammenzüge. Und dann kommt die plötzliche Leere. Auch diese Reaktionen zeigen die Grösse dieses Teams. Im Turnier eine Top Platzierung hinter den 4 Grossen dieser Welt,  enttäuscht über die Niederlage gegen die klare Welt Nr. 3.

Nach dem Spiel gönnten wir uns ein – kurzfristig – organisiertes Nachtessen in einem japanischen Steakhouse. Anschliessend war der Abend frei. Heute sind Reisevorbereitungen angesagt. Dann hatten etliche noch keine Zeit, sich in der Stadt umzusehen, auch das wollen wir noch nachholen. Berichte schreiben, Spiele schauen...

Und hier hänge ich nun wieder ein.

Der Bericht musste zu Hause fertig gestellt werden. -)  Den Final haben wir uns aber nicht nehmen wollen. Was für eine Show, was für eine Stimmung. Die Canucks haben die Amis gleich mit 5:1 geschlagen. Auch das ein kleiner Inidikator, was wir für eine Leistung in unserem 1. Spiel gegen die Ahornblätter (trotz 0:9) erbracht haben. Nach dem Spiel ging es in eine Sportbar, wo wir den Abschlussabend zusammen mit unseren Hosts verbrachten. Anschliessend zurück ins Hotel, und dort noch letzte Arbeiten erledigen. Nach 45 Minuten Schlaf krächzte wieder der Wecker. Abreisetag. Alles muss schnell gehen. Keine Zeit für grosse Formalitäten. Es ist besser so. Der Bus bringt uns zum Flughafen. Wer erwartet uns dort? Wiederum sind einige vom Schweizer Klub angereist, um uns würdig zu verabschieden. Dafür sind einige früher aufgestanden, um die Kühe zu melken, und dann 1 h zum Airport zu fahren. Was für eine Leidenschaft. Reibungsloser Check In – na fast reibungslos. Housi musste 3 seiner schon weitgereisten Sprays abgeben. Ansonsten lief alles wie am Schnürchen. Abflug. Winnipeg lag schnell hinter uns. In Toronto der Umstieg. Ein letztes Mal „Timy - )“  Unser Jet hebt ab. Ob alles Gepäck an Bord ist? Ehrlicherweise bin ich zu müde, um darüber ernsthaft nachzudenken. Obwohl ziemlich fertig, will sich einfach kein richtiger Schlaf einstellen. Zu viele Gedanken schiessen durch den Kopf. Zum einen zu den vergangenen Tagen, aber bereits auch schon zur Zukunft. China, Olympiaquali, Vancouver... Wir landen in Kloten. Ein Gepäckstück ist arg lädiert, ein anderes fehlt. Das kann gelöst werden. Wir gehen durch den Zoll, und da warten bereits unser Familien, Spielerinnen, Fans und Freunde. Danke für den Empfang!

Wir stehen im Kreis. Michi spricht zuerst Worte des Abschieds. Er findet die richtigen Worte. Dann wäre ich an der Reihe, bringe aber kaum einen Satz zustande. Auch Luki und die anderen verabschieden sich. Jedes Teammitglied geht seinen Weg, und so langsam kommen mir die Worte in den Sinn, die nötig wären. Aber diese dürfen auch in die Öffentlichkeit gelangen.

Ich möchte mich beim ganzen Staff recht herzlich bedanken. Bei Housi, dessen Handgelenke anschwollen ob der vielen Massagen, aber auch dann noch immer zur Stelle war. Bei Dani, der mehr als nur einmal mit meiner Ungeduld zu tun hatte. Bei Beat, der immer für die Spielerinnen da war, aber auch mehrere kleine Dinge erledigte, deren Sinn er zunächst nicht verstand - ). Bei Luki, unserem Dökti, seine medizinische Betreuung und die Tipps waren schlicht perfekt. Bei Martin, den unsere kurzfristigen Änderungswünsche auf Trab hielten. Bei Michi, der uns sagte wem die Stunde schlägt . Bei Fäbu, der wohl zu Hause blieb, aber einen grossen Anteil am Erfolg hatte und weiterhin haben wird. Jungs, ihr wart / seit eine Top Crew!

Und dann bei den Spielerinnen. Jene, welche den Sprung in den Kader geschafft haben. Aber auch jene die nicht alle Selektionshürden nehmen konnten. Sie alle sind es, die das gemeldete Team besser gemacht haben. Sie alle haben an der Entwicklung der Gruppe mitgearbeitet. Treten wir ihnen allen mit dem Respekt gegenüber, den sie verdienen. Sie sind es, die ihren Preis dafür bezahlen.

Nach dem Dank, und der ehrlichen Respektsbezeugung geht es zum Alltag. Was bedeutet dieser 5. Rang? Welche Konsequenzen bringt das mit sich? Die erste ist, dass wir auch in der Weltrangliste einen Rang nach oben klettern werden. Das spüren die wenigsten direkt.

Was wir – was jede gewillte Spielerin – direkt spürt, ist, dass China 08 schon begonnen hat. Ja, begonnen hat!

Der Konkurrenzkampf wird noch grösser werden. Innerhalb der Schweiz. Aber auch im internationalem Wettkampf. Aus den U 18 und/oder U 22 Programmen stossen weitere Spielerinnen nach. Andere werden ins Ausland gehen. Auf die Leistungen in Winnipeg sind wir zurecht stolz. Aber schon sehr bald, werden wir dafür nichts mehr kaufen können. Es zählt wieder nur die aktuelle Leistung, und schlussendlich das Team. Stillzustehen würde Rückschritt bedeuten. Und im Jahre 08 findet – voraussichtlich – auch die Qualifikation für Vancouver 2010 statt. Wie, wo, und wann wird noch vom IIHF definiert werden. Womit nichts mehr gesagt werden muss. Wer in einem der beiden Wegweisenden Turnieren dabei sein möchte, für den gibt es nur einen Weg – und das ist Training. Leider sind unsere Mittel limitiert. Das wiederum bedeutet, dass viele der Opfer in der Anonymität erbracht werden müssen. Training ohne Zuschauer, ohne Journalisten, ohne Applaus. Training im physischen, technischen, taktischen und mentalem Bereich. Training On- aber vor allem auch Off Ice. Und alles ohne die Zusage den Sprung ins Team auch zu schaffen. Dieses Versprechen kann niemand geben.

Und doch, es lohnt sich. Selbst für die, die den Sprung nicht schaffen. Nur wer es nicht versucht, hat bereits verloren.

In diesem – positiven – Sinne wünsche ich allen einen harten, möglichst langen, trainingsreichen, verletzungsfreien Sommer.

We are truly ONE

René Kammerer
Head Coach
Swiss Womens National Team