Schlussinterview zum Mountain Cup Dezember 2009

mit dem Staff der A-Nationalmannschaft

Der Mountain Cup Dezember 2009 endete mit einem fulminanten Sieg der Schweizerinnen, welche die Gegnerinnen mit 25:5 Toren deklassierten. Frauennati.ch traf den Staff zum Debriefing.

Frauennati.ch: René, Hand auf’s Herz, hast du mit diesem Ausgang gerechnet?
René Kammerer, Head Coach (RK): „Ich war überzeugt davon, dieses Turnier gewinnen zu können. Dass es dann so deutlich war, hat etwas überrascht. “

Eure Bescheidenheit zeichnet euch aus. Aber das war doch schon so was wie eine Machtdemonstration, nicht?
RK: „Dieses Wort hat für mich etwas anrüchiges an sich. Es wirkt so despektierlich. Unsere Absicht war, dass wir unser Spiel über die volle Spielzeit durchziehen. In jedem Spiel unseren Rhythmus bis zum Schluss gehen. Dies konnten wir mehrheitlich umsetzen.  “

Wie beurteilst du diesen Erfolg im Hinblick auf die Spiele in Vancouver?
RK: „Es tat und tut sicher allen Teammitgliedern gut, zu sehen, dass ihre Arbeit Früchte trägt. Nach dem eher vermurksten Halloween Cup in der Slowakei ist dies schon befreiend.
Vormachen dürfen wir uns aber nichts. Die Spiele in Vancouver werden noch einmal ein ganz andere Hausnummer sein. Da müssen wir schon noch die eine oder andere Schippe zulegen. Wobei wir nicht vergessen sollten, in Romanshorn waren wir der Favorit. In den ersten Partien im UBC werden wir wieder Aussenseiter sein. Schweden und Kanada befinden sich auf Mission Gold!  “

Zurück zum Turnier, wie sind die einzelnen Erfolge zu Stande gekommen? Immerhin habt ihr im 2009 gegen Österreich und Kasachstan auch schon verloren.
Michael Fischer, Assistant Coach (MF): „Nun, ohne das speziell zu forcieren hatten wir doch noch die eine oder andere Rechnung mit den Teilnehmern offen. Österreich schnappte uns den Pokal im Februar weg und Kasachstan liess uns an der WM durch den Abstiegsstrudel gehen. Klar, wir haben unseren Teil dazu beigetragen, die Spiele verloren zu haben. Es war nun aber an der Zeit, Wiedergutmachung zu betreiben. Das ist uns auch gelungen. Österreich kam sicher geschwächt nach Romanshorn, sie hatten einige Abmeldungen. Aber sie hatten auch Topspielerinnen dabei welche viele Eiszeit erhielten. Zudem stand der Nr. 1-Goalie im Tor. Trotzdem hatten sie keine Chance. Zwar waren wir erst den dritten Tag in dieser Formation zusammen aber es lief gut für uns.
Dasselbe mit Kasachstan. Sie waren komplett angereist und forderten uns stark im Freundschaftsspiel am Donnerstag. Aber wir behielten diesmal die Nerven und konnten kurz vor Schluss noch den entscheidenden Treffer markieren. Am Sonntag dann im Cup waren sie vielleicht etwas müde aber auch wir hatten das vierte Spiel in vier Tagen. Dieses Spiel war als eigentliche Revanche für Hämeenlinna gedacht und ich denke, die ist uns eindrücklich gelungen. Vor allem im Mitteldrittel spielten wir Kasachstan an eine Wand.
Die Slowakei forderte uns am meisten. Sie waren auch darauf aus, im Hinblick auf Vancouver eine Duftmarke zu hinterlassen. Sie spielten im vollen Line-up ihrer erfolgreichen Saison 2008/9 inkl. der starken Torhüterin. Wir hatten aber genug Selbstvertrauen um dieses Spiel zu gewinnen. In Vancouver aber wird es sicher ein anderes Spiel werden.

Pipo: wie lief die Rahmenorganisation ab, hattest du noch viel zu tun?
Philipp „Pipo“ Steiner, Team Manager (PS): „Wir konnten auch diese Saison wieder auf die Tatkräftige Unterstützung von Cordula Hächler zählen und da sie selbst noch beruflich erst am Samstag anwesend sein konnte, ist es ihr gelungen mit Tatjana Diener eine Stellvertreterin ins Boot zu holen.
Diese beiden haben mir persönlich natürlich sehr viel Luft verschafft und es wäre ohne diese Beiden nicht möglich gewesen das Turnier in dieser Form durchzuziehen.
Da ich beruflich auch erst ab Mittwoch Abend anwesend sein konnte war es umso wichtiger, dass im Vorfeld alles sorgfältig organisiert wurde, dies haben Cordula und Tatjana sehr gut gemacht und ich konnte mich wie schon lange nicht mehr mich auf die Geschehnisse um unser Team kümmern.
An dieser Stelle ein grosses DANKESCHÖN an Cordula und Tatjana für ihren grossen Einsatz!!
Ich konnte in dieser Konstellation mehr als Berater im Hintergrund wirken und so haben wir das Ganze sehr gut und ohne irgendwelche hektischen Übungen über die Bühne gebracht.“

Dann konntet ihr die Zeit auch nutzen, die weiteren Camps vorzubereiten?
PS: „Ich konnte durch die Unterstützung der beiden OK Präsidentinnen vor allem im Vorfeld bereits diverse Organisatorischen Punkte erledigen für die kommenden Zusammenzüge, was sonst sicherlich nicht möglich gewesen wäre.
Wenn ich da an den ersten Mountain Cup denke, da war ich Wochen vor dem Turnier neben meiner Arbeit im Geschäft nur noch mit diesem Turnier beschäftigt und musste sämtliche Pendenzen für die folgenden Zusammenzüge beiseite legen.
Auch während dem Turnier war ich entsprechend für alle Teams Ansprechsperson und so waren die Tage jeweils sehr sehr lange und Ruhezeit pro Tag lag irgendwo bei 2 – 3 Stunden Schlaf, was sehr belastend war.
Ebenfalls hatten wir auch die Gelegeneheit im Staff unsere Meetings zu machen, was auch sehr wichtig ist.
René und ich konnten so diverse Informationen weitergeben auch hinsichtlich Vancouver, damit alle auf demselben Wissensstand sind.“

Zurück zum Team. Habt ihr Selektionen gemacht in Romanshorn?
RK: „Ja, wir haben einzelne Entscheide mitgeteilt. Diese sind allerdings nur Teamintern kommuniziert worden. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich leider keine Auskunft oder offizielle Bestätigungen geben. Dieses Vorgehen muss so akzeptiert werden. Wichtiger ist, dass die Spielerinnen informiert sind.

Was macht ihr nach den Weihnachten in Reinach?
MF: „wir ziehen uns zu einem Trainingslager zusammen. Es steht im Vordergrund, den Themenspeicher anzugehen den wir im 2009 angehäuft haben anzugehen. Es sind noch diverse Themen offen die wir bearbeiten müssen bis Vancouver. Das betrifft on wie off ice. Es wird ein intensives Camp. Am letzten Tag dann messen wir uns noch mit einem College Team aus den U.S.A. die auf Europareise sind. Das ist sozusagen dann das Dessert.“

Anschliessend steht der MLP Nations Cup auf dem Plan. Dort werden die europäischen Topnationen antreten. Wie ist dieses Turnier zu werten im Hinblick auf die olympischen Spiele im Februar?
MF: „es wird spannend sein, wie bedeckt oder eben nicht sich die Nationen dort verhalten werden. Immerhin sind 4 Olympiateilnehmer anwesend. Und evtl. werden beim Team Canada U22 auch noch ein paar selektierte Olympionikinnen dabei sein. Aufgrund der Erfahrung aber rechne ich mit einem offenen Schlagabtausch vor allem in der Gruppe mit Schweden, Finnland und Russland. So kurz vor den Spielen wird sich dort niemand eine Blösse geben wollen. Auch unsere Gruppe ist interessant. Kanada U22 ist ein grosser Brocken und Deutschland hat uns zuletzt zu Null geschlagen. Also wir werden gefordert sein. Zum Glück!“

Wann werdet ihr das Kader für die olympischen Spiele bekannt geben?
RK: „Offiziell wird dass Kader am 23. Januar durch Swiss Olympic und Swiss Ice-Hockey bekannt gegeben. Die Meldung des entgültigen Kaders wird am 12. Februar 2010 vor Ort in Vancouver erfolgen. Wie wir das intern regeln, steht auf einem anderen Blatt.“

Wie steht es um das organisatorische für die Spiele? Seid ihr auf Kurs?
PS: „Ja das sind wir! Wir geniessen sehr viel Aufmerksamkeit von swiss-olympic und auch unser Verband steht uns tatkräftig zur Seite.
So ist beispielsweise Peter Lüthi am Mittwochmorgen und Matthias Baumberger von swiss-olympic am Donnerstag in Romanshorn zu Besuch gewesen.
Matthias hatte dann auch einen Vortrag für Team und Staff gehalten und stand für Fragen zur Verfügung, was die Spielerinnen natürlich gerne genutzt haben um aus erster Hand informiert zu sein.
Für mich beginnen jetzt langsam die Details zu zählen, wo es beispielsweise darum geht wer unser Vordetachement in Winnipeg am Flughafen abholt usw.“

Jungs, vielen Dank dass ihr nochmals Zeit hattet so kurz vor Weihnachten. Wir gratulieren dem ganzen Team nochmals zum Sieg des Mountain Cup und wünschen allen frohe Festtage und bis bald!