Interview mit dem Natistaff 3

vom 5 November 2009 - 100 Tage bis Spiel 1

Die olympischen Spiele sind weniger als 100 Tage entfernt. Zeit also, mit dem Staff der Nationalmannschaft den Countdown einzuläuten und kurz noch auf das bevorstehende Turnier in der Slowakei zu blicken.

Frauennati.ch: Seit gestern sind es noch 100 Tage bis zur Eröffnung der olympischen Winterspiele in Vancouver. Ihr wolltet dieses Interview aber erst heute geben, warum das?
der Staff unisono: Für uns sind es ab heute noch 100 Tage bis zum 1. Spiel gegen Schweden. Der Sport steht für uns im Mittelpunkt. Natürlich wissen wir um die Eröffnung. Wir haben Bilder des Stadions, der Garderoben, vom olympischen Dorf usw. Diese werden wir zu gegebener Zeit mit dem Team auch thematisieren. Doch im Fokus soll die sportliche Herausforderung, für uns das Eishockeyturnier, stehen.

Dann bleiben wir bei diesem 1. Spiel am 13.Februar 2010 um 12.00 Uhr gegen Schweden. Das Drei Kronen Team ist auf der selbsternannten Mission Gold, da seid ihr so was wie der Aufwärmgegner. René, was meinst du dazu?
René Kammerer, Headcoach (RK): Wir wissen um die Stärken unserer Mannschaft. Wir haben Schweden an einem grossen Turnier (WM 08) schon geschlagen. Ihr eigenes Statement ist „Mission Gold“, ich denke das muss der Anspruch der schwedischen Delegation sein, wenn es an Olympia geht. Mit dem Aufwand, den sie seit Jahren betreiben können. Sie haben rund 3x mehr Tage als Team als wir das haben, nebst den finanziellen Unterstützungen der einzelnen Athletinnen.
Persönlich bin ich von uns überzeugt. Wir haben das Rüstzeug, um gegen sie mehr als nur zu bestehen. Klar gibt es ein hartes Stück Arbeit. Jede und jeder muss den besten Tag erwischen. Es muss alles passen. Doch die Kernbotschaft lautet: es ist realistisch. Wir sind in der Lage den Schweden Paroli zu bieten. Unter Druck stehen die Gelb-Blauen. Sie müssen gewinnen. Wir dürfen. Und diese Rolle steht uns gut. Wir werden bereit sein.

Worauf gilt es denn im Spiel gegen die SWE besonders zu achten? Respektive wie werdet ihr dem entgegenwirken?
RK: Zuviel möchte ich natürlich nicht verraten. Ich versuche es zu umschreiben. Was macht es schon, wenn der Gegner über grössere Ressourcen verfügt? Er wird sie nicht einsetzen können, solange wir Herr resp. Frau der Situation sind. Chancen auf den Sieg entstehen, wenn unorthodoxe Methoden verfolgt und angewendet werden. Wer zwischen den Zeilen liest, und uns kennt, kann diese Aussagen deuten J

Anschliessend folgen die beiden Spiele gegen Team Canada und die Slowakei: Was erwartet ihr dort? Mit welchen Resultaten dürfen wir rechnen und wie lautet dann die offizielle Zielsetzung?
Michael Fischer, Assistant Coach (MF): Kanada spielt ein Heimturnier. Zehntausende Zuschauer werden sie in der Vorrunde anfeuern. Sie haben zudem die beiden verpassten Goldmedaillen der letzten Weltmeisterschaften wett zu machen. Sie werden unglaublich Gas geben, das steht fest. Aber auch sie stehen unter enormem, fast unmenschlichem Erwartungsdruck des ganzen Landes. Silber zählt für sie nichts, dass haben sie uns schon mehrmals gesagt. Und das müssen sie zuerst noch aufs Eis bringen.
Die Slowakei hat sich mit einer märchenhaften Saison für Vancouver und die Top-Division WM qualifiziert. Sie kommen eigentlich ohne Druck. Sie werden ihre Stärken ausspielen und jeden Gegner vor Aufgaben stellen. Aber es sind ihre ersten olympischen Spiele. Wir wissen selbst gut genug was das heisst. Auch für die Slowakei wird das nicht nur ein Zuckerschlecken…
Wir selbst wollen in die Top 6. Nach den Resultaten der letzten Weltmeisterschaften und unserem 5. Platz in der Weltrangliste müssen wir diesen Anspruch an uns haben. Unser Team hat das Potenzial dazu, keine Frage. Aber wir werden die Situation sicher nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die WM in Hämeenlinna hat gezeigt dass auf diesem Level alles passieren kann. Übrigens auch nach vorne :-)

Wenn wir von Resultaten sprechen, so kommen wir schnell auf die Matches die ihr bis jetzt gespielt habt in der Saison 09-10. So berauschend waren diese aber nicht wirklich oder? Was gibt Dir trotzdem diese Sicherheit?
RK: Grundsätzlich ist die Aussage korrekt - ja. Die Resultate waren nur zum Teil gut. Ich sehe aber die Hintergründe dieser Resultate. Die Gegner bis heute stehen nicht in einer Olympiasaison. Haben demzufolge keine Selektionen zu tätigen. Deren Spielerinnen und Staff haben nichts zu verlieren. Für sie ist die Saison 09-10 Ende Januar 2010 praktisch gelaufen. Sie sind eingespielter, können befreit auftreten. Bei unseren Spielerinnen dagegen herrscht ein unglaublicher Druck. Etliche sind im Moment völlig blockiert. Dafür haben wir Verständnis - es sind alles nur Menschen. Diesen Lernprozess müssen wir immer wieder durchschreiten, mit dem Druck und auch mal schwierigen Umständen umgehen können. Auch am Staff geht das nicht spurlos vorbei.
Weiter suchen wir noch unsere endgültigen Formationen. Klar haben wir Pläne, Absichten, Gedanken und Ideen. Die Details, diese entwickeln sich erst. Dadurch gibt es aktuell noch etliche Umstellungen, was unser Spiel zusätzlich hemmt.
Im physischen Bereich befinden wir uns in der Aufbauphase. Top Leistungsfähigkeit müssen wir im Februar erreichen. Dadurch wirken wir gegenüber unseren Gegnerinnen oft noch träge. Unsere Spielerinnen wissen, was sie zu tun haben. 
Nicht zu vergessen sind die Anpassungen und Weiterentwicklungen an unserem Spiel. Wir lassen die Lehren aus den vergangenen Turnieren in unser Spiel einfliessen. Gerade unsere WM in Finnland, aber auch die der Herren hat einiges zu Tage gefördert. Das braucht Zeit, ok, von der haben wir nicht so viel.
Nicht zuletzt hat es vom internationalen Eishockeyverband (IIHF) Regelanpassungen gegeben. Diese müssen implementiert werden. Wie du weißt, untersteht die heimische Liga der Amateurliga. Diese hat – zum Teil verstehe ich das - nicht alle neuen Regeln übernommen.
Wir haben das erwartet. Unseren Saisonplan ist so ausgelegt, um diesen Faktoren Rechnung zu tragen. Sicher werden noch Überraschungen auf uns zu kommen. Damit kann unser Team umgehen.

Das fiel ein gutes Stichwort. Saisonplan. Ihr habt ja unheimlich viele Zusammenzüge und Termine. Dani, kannst Du das dem Leser einmal erklären, warum ihr viel mehr Zusammenzüge habt als jede Herren Nationalauswahl der Schweiz. Ja, sogar viel mehr Zusammenzüge als die Herren A Nationalmannschaft. Das wirft schon Fragen auf.
Daniel Hüni, Assistant Coach (DH): Das ist ganz einfach beantwortet. Die Herren sind alle Profis. Es ist ihr Beruf täglich auf dem Eis zu sein und den Sport auszuüben, zu trainieren und sich zu verbessern. Bei den Frauen sieht das etwas anders aus, die Trainings seltener. Um den Spielerinnen aber die Möglichkeit zu geben, regelmässig auf nationalem Topniveau zu trainieren und den internationalen Level zu spüren und zu verstehen ist es unablässlich, regelmässig zusammen zu kommen. So kommen wir in einem Viertel Jahr auf etwa soviel Training und Spiele wie ein Herrenprofi in 2 Wochen! Ergo steigen die Herren nur in einen anderen Dress wenn sie in die Nati gehen und trainieren auf demselben hohen Niveau weiter. Dazwischen liegen vielleicht nur 12 Stunden. Bei uns eben 1 Monat.

Aha, ok, das verstehe ich. Doch dann gibt es im Januar noch so 2 Tage. Diese da am 29. und 30 Januar. Was sollen denn diese?
RK: Das hat auch wieder mehrere Hintergründe.
Wir haben in Turin einige Erfahrungen gemacht. In den schon genannten Saison Plan sind diese eingeflossen. Dass Olympiakader wird im Januar 2010 benannt. Dann fällt diese Last - dieser enorme Druck der Selektion - von den Schultern aller. Wir wollen, dass die Athletinnen und der Staff Gelegenheit hat, dies gemeinsam zu verarbeiten.
Für jemanden, der dies nicht schon selber erlebt hat ist das zugegeben schwierig zu verstehen.
Erst im Anschluss geht es in die technisch/taktische Vorbereitung von Olympia.
Das alleine würde schon als Begründung reichen, doch dahinter steht noch mehr.
Am 29. Januar 2010 abends wird das Team auf die Olympiabekleidung umgerüstet. Es wird Teil der Swiss Olympic Delegation 2010. Diese Umrüstung ist ein grosser Moment für uns alle, nicht nur emotional. Klar fühlen wir schon jetzt als Teil des ganzen, aber dann wird es greifbar. Welche Auswirkungen das auf unser Team hat wissen wir aus der Vergangenheit. Es ist illusorisch zu denken, dass die Delegationsmitglieder an jenem Weekend den Kopf für anderes frei haben.   
Nicht zu vergessen ist, dass wir bereits am 01.02.2010 in unser Pre Camp abfliegen werden. (Auch hierfür gibt es selbstverständlich mehrere Gründe) Also muss die Mannschaft „Ready for Take Off“ sein. Logistisch und mental. Auch dafür brauchen wir Zeit. Den sportlichen Feinschliff holen wir uns dann im Pre Camp.
Zu guter letzt sind alle Teammitglieder nach Abflug für eine lange Zeit nicht mehr zu Hause. Diesen Sonntag im Kreise ihrer Familien und Freunde gönnen wir ihnen doch alle - oder?  

Bei dir spürt man sehr viel Zuversicht und Vertrauen in die Mannschaft, aber auch eine gewisse Euphorie, ist das so?
RK: Das Vertrauen und die Zuversicht ist da! Im Staff beschäftigen wir uns schon länger rund um unseren Trip nach Kanada. Wir versuchen, diese Emotionen noch etwas von der Mannschaft fern zu halten. Wie gesagt, für Olympia haben wir uns qualifiziert, nun gilt es die Balance zwischen Erwartungen und Vorfreude, und professioneller Vorbereitung auf unseren sportlichen Aufgaben zu halten.
Bei aller Euphorie dürfen wir diejenigen nicht vergessen, die es nicht so weit schaffen. Die vorher, oder noch auf der Zielgeraden ausscheiden. Diese brauchen unsere Aufmerksamkeit und gute Betreuung. Sie haben das verdient!

Sehr gerne führen wir ein Interview unmittelbar vor Abflug, was uns aber aktuell noch interessiert ist...sehr viel fällt das Wort Logistik, was bedeutet Olympia und Logistik?
PS: Bei Olympia und Logistik gilt es diverses zu beachten.
Neben dem sonst schon üppigen Materialvolumen, welches für ein Turnier im Ausland benötigt wird, gilt es auch diverses Zusatzmaterial an unsere Standorte Winnipeg fürs Vorbereitungscamp und dann Vancouver an den Olympiastandort zu bringen.
Für eine WM hatten wir jeweils rund eine Tonne an Material per Fracht vorausgeschickt, damit wir kein Übergepäck auf dem Flug bezahlen mussten.
Für Olympia kommt da noch zusätzlich die gesamte Swiss-Olympic Ausrüstung zum Beispiel, welche alleine schon mehrere Gepäckstücke pro Person beansprucht. Diese Ausrüstung werden wir am 29.Januar in Ittigen im Swiss-Olympic Haus abholen, was schon eine Übung für sich darstellt.
Für die Reise wird uns Swiss-Olympic vorschreiben, in welchem Tenue wir reisen und in Vancouver dann sind nur noch Swiss-Olympic Tenue und teilweise Bekleidungen von Nike erlaubt.
Ebenso ist es mit den Matchdresses und den Trainingsleibchen, alles ist klar vorgegeben, was wann getragen werden darf und was eben nicht.

Wie steht es denn mit den Vorbereitungen allgemein, seid ihr auf Kurs, sind die Flüge gebucht?
PS: Ja die Flüge sind grundsätzlich gebucht, das vorhin erwähnte Szenario bezog sich ja „lediglich“ aufs Material und natürlich kommt noch das gesamte Reiseprozedere hinzu.
Einerseits kommen Spielerinnen aus dem Ausland, welche direkt anreisen werden und andererseits werden wir wahrscheinlich zwei Taxispielerinnen dabei haben für welche es noch Extra Organisation braucht.
Zwei Staffmitglieder werden auf jeden Fall vorausreisen, um vor Ort die Ankunft des Teams zu organisieren.
Sowohl in Winnipeg, wie auch in Vancouver, dort werden sogar zwei Vorausdetachements gemacht aber dies jetzt auch noch zu erörtern was wie wann und warum würde glaube ich zu weit führen aber ich kann Dir sagen es ist eine grössere Übung, welche uns da bevorsteht und den gesamten Staff, wie auch die Spielerinnen fordern wird.

Wir hören immer mal wieder das Wort „Taxi“ Spielerinnen. Was bedeutet das?
MF: Der Begriff wird mit „Taxi“ umschrieben weil das das Gefährt sein wird, das die betroffenen Spielerinnen transportiert. Von vorne: Taxispielerinnen sind im Grunde genommen die mitreisenden Pikettspielerinnen. Sollte ihr Einsatz notwendig werden (VOR dem Turnier), dann wäre es illusorisch sie rasch einzufliegen und den 9 Stunden Jet Lag verarbeiten zu lassen. Bevor sie einsatzfähig wären wäre das Turnier vorbei.
Also reisen sie von Anfang an mit und trainieren und leben ganz normal mit dem Team. So sind sie im Notfall schnell einsatzbereit und bereits im Rhythmus. Es ist auf der Hand dass es in der Regel keinen Einsatz für diese Spielerinnen am Hauptturnier gibt.
Im Falle der olympischen Spiele jetzt ist es aber noch nicht gesichert, ob wir Taxispielerinnen mitnehmen können.

Und was bedeutet das für die Spielerin, resp. die gesamte Delegation?
DH: Es ist einerseits schön, doch dabei sein zu können. Aber es ist sicher auch sehr belastend zwar dabei zu sein, aber im Ernstkampf nicht eingreifen zu können. Die Spielerin muss sich im Klaren sein, was es bedeutet und diese Situation annehmen so wie es ist. Dann kann sie auch eine grosse Unterstützung sein, denn sie steht nicht gleich unter Druck während dem Turnier, kann Ruhe und Ansporn bringen. Aber, die Delegation muss sich auf diese Situation einstellen und auch diese Spielerinnen bestmöglich in der Bewältigung der Aufgabe unterstützen.

Was kannst du zur Staffgrösse sagen. Wie viele betreuende Personen werden mit der Nationalmannschaft reisen?
PS: Wir hatten diverse Sitzungen dazu und wir haben uns vehement dafür eingesetzt, dass unser gesamter Staff dabei sein wird.
Dies ist nicht so selbstverständlich aber wir haben dafür gekämpft!
Die einzigen „gesetzten“ waren die Coaches und alle Anderen könnten grundsätzlich auch aus einem Staffpool definiert werden.
Das heisst sowohl ich, wie auch Arzt und Physio und Betreuer und Materialchef sind nicht einfach grundsätzlich gesetzt.
Es ist zwar noch nicht abschliessend bestätigt, aber wir rechnen damit, dass alle 8 Staff mitreisen können.
Ich werde zu meiner Team Manager Funktion auch noch der Medienchef für unser Team sein und habe somit eine Doppelrolle, da bin ich auch schon mal gespannt, wie dies dann aussieht ;-)

Wie sieht es aus mit der Betreuung vor Ort. Habt ihr da noch Helfer?
MF: Ja, uns werden 2 sogenannte Hosts zur Verfügung gestellt. Beide werden das Bindeglied sein zwischen unserem Team und dem OK der Spiele. Sie werden helfen Dinge zu organisieren und unseren Van fahren den wir die ganze Zeit über benützen dürfen. Zudem steht uns exklusiv ein Car zur Verfügung, vom Moment der Ankunft in Vancouver bis zum Abflug, inkl. Fahrern. Das hat natürlich jedes Team :-). Aber es ist ein Segen, solch grossen Support an einem Turnier dieser Grössenordnung zu haben. Da wird es manche ad hoc Übung geben. Olympische Spiele bergen viele Überraschungen, das haben wir in Turin gelernt.

Was werden die Daheimgebliebenen mitbekommen? Wird es Bilder am hiesigen Fernsehen geben?
PS: Spielbeginn gegen die Schweden ist am 13.02.2010 um 12.00 Uhr Ortszeit in Vancouver. Das bedeutet 21.00 Uhr in der Schweiz. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass es tatsächlich Fernsehbilder geben wird. Ob diese sogar live sein werden, wissen wir noch nicht im Detail. Das ist Sache von SF DRS. Die weiteren Spiele sind zeitlich später. Mal sehen. Wir denken, dass es bewegte Bilder vom Fraueneishockey geben wird :-).

Medien sind ein gutes Stichwort. Dani, wie erlebt ihr die Medien in der Vorbereitung zu den Spielen? Ist es anders als in einer WM-Saison?
DH: Die Präsenz von Medien hat spürbar zugenommen. Vor allem lokale Medien berichten über Spielerinnen aus ihrer Region. Zudem ist ja das Schweizer Fernsehen im August nach Lugano gekommen und hat uns knapp 2 Tage begleitet um einen Beitrag zu senden.
So gesehen ist es schon klar anders als in einer anderen Saison. Aber es bringt auch Neues mit. Nicht alle sind sich gewohnt vor Kameras zu stehen oder im richtigen Moment eine treffende Antwort spontan rüberzubringen. Wir werden das aber wie vor Turin in geeigneter Form üben.

Wenn jetzt also das Fernsehen auf einmal kommt, wie bereitet ihr euch und das Team auf diesen doch ungewohnten Moment vor? Wie geht ihr mit dem um?
RK: Auf der einen Seite wird es – davon gehen wir aus – eine normale Berichterstattung über unseren Sport als ganzes geben. Unsere Spiele, Spielausschnitte, Berichte. Dies betrifft die einzelnen Teammitglieder sicher auch, aber halt nicht direkt.
Als Teamsportart sind wir uns bewusst, dass nicht alle rund 30 Mitglieder des Frauen Eishockeyteams zu Medienstars werden. Auch hier hat Turin gezeigt, dass nur eine Minderheit aus unserem Kreis in der Öffentlichkeit auftreten wird. Das Gros wird in aller Stille Leistung bringen dürfen. Dies gilt es zunächst zu akzeptieren, und vor allem zu verstehen. Wobei akzeptieren das falsche Wort ist. Es freut uns für jede, die einen Auftritt hat, da es für unsere Sportart von grossem Nutzen ist. Das zählt.
Dank guter Zusammenarbeit mit Swiss Olympic und deren grosser Unterstützung, sind wir in der Lage, eine entsprechende Schulung mit den Spielerinnen und dem Staff zu machen. Diese wird aber erst stattfinden, wenn wir schon nahe am Kader sind. Wie diese Ausbildung ablaufen wird, wollen und können wir mitbestimmen. Die Erfahrungen aus den Spielen 2006, aber auch das was wir von der Sommerolympiade 2008 gesehen haben, hilft natürlich.
Wir hoffen, dass im Anschluss Frauen Eishockey in der Schweiz endlich auch im Bereich Marketing Beachtung erhält. Ich bin der Meinung, da ist noch viel Potential, dass brach liegt. Der weibliche Bestandteil an der CH Bevölkerung ist statistisch nun mal 50%. Sehr viele andere Bereiche, nicht zuletzt auch Sportarten und deren Verbände haben das längst erkannt und sind aktiv.

Euer nächster Zusammenzug führt euch in die Slowakei. Zum Halloween Cup. Was erwartet euch dort?
MF: wir sind zum ersten Mal dort. Wir lassen uns überraschen von einer uns noch nicht so geläufigen Hockeykultur. Persönlich war ich mal mit der B-Nati dort. Die Verhältnisse waren zwar bescheiden, die Leute aber herzlich und die Fans mit Herzblut dabei!
Die Slowakei hat eine grosse Hockeytradition von früher übernommen und die Herren waren gar mal Weltmeister. Mit der Qualifikation für Vancouver und dem Aufstieg in die Top Division haben sich nun auch die Frauen ins Rampenlicht gespielt. Ich denke wir werden ein tolles Turnier erleben.

Mit welchen Zielsetzungen und Absichten nehmt ihr den Weg unter die Räder?
RK: Es ist unser 1. Turnier der Saison 09-10. Wir haben etwas mehr Zeit, obwohl wir praktisch 2 Tage mit Reisen verbringen. Ich erwarte von den Spielen, dass sie uns weitere Aufschlüsse über unser Spiel zulassen. Es sollen noch einmal alle Spielerinnen im Aufgebot die Chance erhalten, sich zu zeigen. Ich freue mich enorm auf diese Tage.

Wie weit wird man die Resultate werten müssen?
MF: Ich muss ehrlich gestehen dass ich denke dass es ein harter Fight wird dort. Tschechien und Deutschland ohne eigentlichen Saisonhöhepunkt müssen nicht taktieren auf ein Grossturnier hin. Sie können unbeschwert aufspielen und werden Vollgas kommen. Die Slowakei spielt zu Hause gegen einen Olympiagegner. Die werden extrem motiviert sein. Es wird eine Belastungsprobe für uns und die Resultate werden mental nicht unwichtig sein. Insofern sind die Resultate zu werten wie sie sind…

Nun wünschen wir euch viel Glück in der Slowakei! Wir sprechen uns um die Weihnachtszeit wieder, wenn die abschliessende Phase der Vorbereitung beginnt.